Beachvolleyball

Wiederholungstäter sichern sich in Heidelberg die nächsten Trophäen

Von Jonathan Rott

Lange wurde das Turnier in Heidelberg herbeigesehnt, Monate im Voraus war das Turnier ausverkauft, Hype und Vorfreude enorm. Kurzfristig musste dann allerdings im Vorfeld ausgerechnet der Veranstaltungsort angepasst werden: Die ursprünglich geplante Location an den Neckarwiesen war aufgrund der Überschwemmung nicht nutzbar, die Konsequenz dessen war der Umzug auf den Messplatz in Heidelberg. Und auch danach war Heidelberg nicht vom Glück geküsst, denn das Wetter war besonders zu Beginn des Wochenendes launisch und wechselhaft. Die Fans trotzten aber den Umständen, sodass diese keine nachhaltigen negativen Auswirkungen auf das Event und die Stimmung hatten.

Mit der GBT ist auch die Qualifikation zu den deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand in vollem Gange, worum sich aber die etablierten Teams aufgrund der vergebenen Punkte im Hauptfeld nur wenig Sorgen machen müssen. Ein Grund mehr aber, um die Qualifikation am Donnerstag besonders aufmerksam zu verfolgen. Denn einige deutsche Teams nutzten das Wochenende durchaus erfolgreich, indem sie internationale Turniere spielten, sodass in der Qualifikation Plätze für das Hauptfeld an Teams zu vergeben waren, die sonst nicht regelmäßig in die Situation kommen darum zu spielen.

Im Frauen-Teilnehmerfeld nutzten Klatt/Schwarz und Bluhm/Marunde die sich ihnen bietende Chance und zogen bei Witterungsbedingungen, die die Bezeichnung „Sommer“ nun wirklich nicht verdienten, ins Hauptfeld ein. Für letztgenannte war es die zweite Hauptfeldteilnahme überhaupt und gleichzeitig wichtige Punkte im Rennen um die besten 16 Plätze national, die gleichbedeutend mit der Qualifikation zu den deutschen Meisterschaften Anfang September sind.

Schon in der ersten Runde am Freitagmittag kristallisierte sich allerdings heraus, dass vier Teams an diesem Wochenende besser aufgelegt waren und die Medaillen unter sich ausmachen würden.

Etwas überraschend nicht dabei waren Kunst/Sude. Nachdem sie zuvor leider erfolglos versucht hatten in Gstaad beim Elite16-World-Tour-Turnier über die Qualifikation ins Hauptfeld zu gelangen, reisten sie noch spontan und kurzfristig nach Heidelberg. Doch auch dort konnten sie nicht aus dem Vollen schöpfen, verloren das erste Spiel gegen die Shootingstars Schürholz/Uhl und traten verletzungsbedingt zum zweiten Spiel nicht mehr an.

Julia Sude bei der GBT in Heidelberg. Foto: Justus Stegemann

So kam es, dass neben Schürholz/Uhl noch Behlen/Schulz, Barber/Schneider und Ittlinger/van de Velde nicht nur ihre Erstrunden-Matches gewannen, sondern sich auch später für das Halbfinale am Sonntag qualifizierten.

Während Nele Barber und Isa Schneider sich als Interimsteam zusammengetan hatten, weil ihre angestammten Partnerinnen (Melli Gernert und Kira Walkenhorst) jeweils verhindert waren, nahmen diesen Titel auch Sandra Ittlinger und Kim van de Velde für sich in Anspruch. Nach der äußerst knapp verpassten Olympia-Qualifikation für Ittlinger, die sie noch mit Karla Borger bestritt und die nur daran scheiterte, dass bereits zwei andere deutsche Frauen-Teams in der Rangliste besser platziert waren, schloss sich die World-Tour-Blockerin mit ihrer ehemaligen Partnerin van de Velde zusammen, mit der sie bereits in früheren Zeiträumen (2017-2018 und 2021) erfolgreich ein Team gebildet hatte.

Aus diesem Hintergrund waren sie die großen Favoritinnen und an Setzlistenplatz 1 das „team to beat“, völlig unabhängig davon, dass sie sich selbst als „Interims-Team“ bezeichneten, obwohl sie bereits die nächsten Turniere in München gemeinsam gemeldet haben.

Im Halbfinale fanden sie sich dann Schürholz/Uhl gegenüber. Das Team der Stunde wusste den großen Favoritinnen durchaus etwas entgegenzusetzen und nahm ihnen den ersten Satz im bisherigen Turnierverlauf ab (21:14). Schlussendlich konnten sich jedoch Ittlinger/van de Velde durchsetzen, nachdem Kim van de Velde in Bremen noch gemeinsam mit Paula Schürholz das Turnier gewann.

Im anderen Halbfinale standen sich Behlen/Schulz und Barber/Schneider gegenüber. Das Interimsteam, welches sich spontan gebildet hatte, wusste durchaus zu überzeugen, konnte aber mit Behlen/Schulz, den deutschen Vizemeisterinnen aus 2023, an diesem Wochenende nicht mithalten. Das lag unter anderem daran, dass Behlen/Schulz ihr bestes Turnier der Saison spielten, was in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden in diesem Jahr bereits ein GBT-Turnier gewinnen konnten, vermessen klingen mag, dadurch aber nicht weniger wahr ist. Anna Behlen zeigte sich gefestigt in der Annahme und noch selbstbewusster in der Defense, während auch Sarah Schulz ihre Form zurückerlangt hat und die beiden auch durch ihr Zusammenspiel und Kombinationen im Spielaufbau glänzten.

Im Finale hieß es dann Ittlinger/van de Velde gegen Behlen/Schulz. Bei verbesserten Witterungsbedingungen lieferten sich beide Teams ein packendes und spannendes, aber auch sehr wildes Spiel, dass besonders im ersten Satz durch Break-Runs auf beiden Seiten gekennzeichnet war – Beispiel gefällig? Die Favoritinnen führten schon früh deutlich mit 5:1 und 9:4, wonach Behlen/Schulz dann aber aufdrehten, und ihrerseits mit einem 11:2-Run auf 11:15 stellten. In der Folge konnten Behlen/Schulz dann auch den ersten Satz für sich entscheiden (21:19). Aber durch eine Leistungssteigerung von Sandra Ittlinger und Kim van de Velde, die vorrangig daraus bestand Unkonzentriertheiten und Fehler abzustellen, konnten das wiedervereinte Duo den folgenden Satz und auch den Tiebreak am Ende souverän gewinnen und sind damit schon jetzt der noch größere Favorit, für die bevorstehenden GBT-Turniere in München.

Sandra Ittlinger mit dem Jubel in Heidelberg. Foto: Justus Stegemann

GBT Männer-Turnier

Auch auf der Männer-Seite wurde am Donnerstag bei widrigen Bedingungen hart um die zwei Hauptfeld-Tickets gekämpft. Erdmann/Zemljak und Wolf/Wolf setzten sich durch, obwohl letztere sogar zwei Spiele gewinnen mussten. Unter anderem setzten sie sich gegen Kubo/Wegner durch, die die erfolgreiche Qualifikation aus Bremen nicht wiederholen konnten, was ihren Hoffnungen für eine Reise zu den deutschen Meisterschaften jedoch keinen Abbruch tun sollte.

Auch das Männerfeld hatte einige interessante Teamkonstellationen in petto. Beni Sagstetter kehrte nach seiner Verletzung aus dem ersten Turnier in Düsseldorf an die Seite seines Bruders Jonas zurück. Zwar hatten die beiden bereits zwei internationale Turniere zusammen gespielt, dennoch war unklar in welcher Verfassung das Duo sich präsentieren würde.

Beni Sagstetter tritt wieder bei der GBT an. Foto: Justus Stegemann

Außerdem sorgten beim Blick auf die Meldeliste die Paarungen Henning/Huster und Wüst/Wüst für verwunderte Blicke, denn die eigentlichen Partner Philipp Huster und Lui Wüst spielten nicht zusammen. Das lag unter anderem daran, dass Philipp Huster im Winter gemeinsam mit Paul Henning trainierte, als Lui Wüst verletzt pausieren musste und obwohl beide nominell Blocker sind, fanden sie genügend Spaß dabei sich dazu zu entschließen gemeinsam ein paar Turniere im Laufe der Saison zu spielen.

Als letztes Interimsteam traten dann noch Yannick Harms, der sonst mit seinem Bruder Manu an den Start geht, und Daniel Kirchner an, der nach wie vor auf seinen angestammten Partner Kim Huber verzichten muss.

Die beiden waren es auch, die früh für die erste Überraschung im Turnier sorgten, als sie die Sieger des vorherigen Turniers in Bremen, Reinhardt/Sievers, in der ersten Runde besiegten und in den Loser-Baum schickten. Auch wenn es im ersten Versuch nicht gelang sich für das Halbfinale zu qualifizieren, überzeugten Harms/Kirchner, mit der logischen Konsequenz, dass es im zweiten Anlauf mit dem Halbfinal-Ticket funktionierte.

Auch Reinhardt/Sievers nutzten die ihnen gegebene zweite Chance, setzten sich denkbar knapp gegen das Blocker-Duo Henning/Huster durch und standen gemeinsam mit Lorenz/Stadie und den Sagstetter-Brüdern im Halbfinale.

Im Halbfinale waren die Spiele nicht weniger knapp und wurden im Entscheidungssatz jeweils mit dem kleinstmöglichen Unterschied von zwei Punkten entschieden. Mit ihren schnellen Pässen nach Außen und sicherem Aufbau im Side-Out stellten Harms/Kirchner vor allen Dingen Momme Lorenz immer wieder im Block vor Probleme, schlussendlich gelang ihm dann doch noch das Break zum Matchgewinn und der 20-jährige konnte den ersten Finaleinzug seiner noch jungen Karriere feiern.

Auch im anderen Halbfinale zwischen Reinhardt/Sievers und Sagstetter/Sagstetter ging es hoch her. Wer sich im Vorfeld fragte, wie der Gesundheitszustand von Beni Sagstetter ist, durfte erfreut feststellen, dass nur ein Tape am Sprunggelenk noch auf die Verletzung hindeutete. Trotzdem blickte hin und wieder durch, dass nicht stattgefundenes Balltraining vermisst wurde und so ungewohnte Fehler entstanden. In einem knappen Spiel trugen unter anderem diese Kleinigkeiten dazu bei, dass sich Reinhardt/Sievers durchsetzen konnten und somit erneut im Finale standen.

Somit standen sich im Finale die beiden „Kieler Leuchttürme“ mit Milan Sievers und Momme Lorenz am Netz gegenüber und lieferten sich ein hochklassiges Block-Duell. Besonders im ersten Satz hatte Momme Lorenz den besseren Zugriff und sorgte mit Kill-Blocks dafür, dass der erste Satz gewonnen werden konnte. Doch im zweiten Satz kehrte sich das Bild um und Milan Sievers fand mehr und mehr ins Spiel, sodass seine Blocks dazu führten, dass die Entscheidung im Tiebreak fallen musste. Wer sich aber auf einen weiteren hochspannenden Krimi freute, tat dies nur kurz, denn die ersten fünf Punkte wurden alle durch Kill-Blocks von Milan Sievers entschieden. Kurioserweise wurde der Satz auch nicht mehr zu Ende gespielt, denn beim Stand von 0:7 und einer vorher bereits gezogenen Medical-Timeout gaben Lorenz/Stadie das Spiel auf, mit einem sichtlich entkräfteten Eric Stadie, der bereits im Halbfinale alles auf dem Court gelassen hatte.

Eric Stadie in der Medical Timeout. Foto: Kevin Mattig

Reinhardt/Sievers wiederholen damit ihren Triumph aus Bremen, gewinnen das zweite Turnier in Folge und sind damit schon jetzt Anwärter auf die kommenden Turniere in München und entwickeln sich zum echten Dark-Horse für die deutschen Meisterschaften.

Weiter geht es mit der German Beach Tour bereits in zehn Tagen in München, wo im Olympiapark direkt an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden die nächsten Trophäen vergeben werden.

Für noch mehr Infos und einen ausführlicheren Rückblick auf das Turnier folge dem Sidecourt-Kommentar-Podcast und höre dir die neue Folge an, die unter der Woche erscheint.

Foto (Titelbild): Justus Stegemann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert