27. Juli 2024
Beachvolleyball

Behlen/Schulz und Pfretzschner/Winter gewinnen Beachauftakt in Düsseldorf

Raus aus den Startlöchern, rein in den Beachsommer, hieß es dieses Wochenende in Düsseldorf beim ersten Tourstop der German Beach Tour 2024. Dabei ging es für viele neu formierte Teams auch darum, den Rost nach dem Winter abzulegen, und Frühform zu beweisen – mit gemischten Erfolgen.

Von Jonathan Rott

Los ging es am Donnerstag in der Qualifikation bei Feiertags-Stimmung mit umkämpften Spielen, bei denen jederzeit abzusehen war, wie viel für alle Teams auf dem Spiel stand. Zwei Hauptfeldtickets gab es je Geschlecht zu vergeben und auch wenn es in 12 Spielen nach der Setzliste nur zu einem nominellen Upset kam, merkte man auch vermeintlichen Favoriten die Nervosität und Anspannung an, schließlich ging es um den Hauptfeldeinzug und wichtige Ranglistenpunkte für den Rest der Saison. Am Ende setzten sich unter anderem Barber/Gernert in der Quali gegen die erfahrene World-Tour-Athletin Isa Schneider mit ihrer jungen Partnerin Mila Jancar durch, die sich als Teil der neu formierten Mentoring-Gruppe des DVV für das Turnier zusammengetan haben. Die restlichen Teams, die das Hauptfeld vervollständigten, waren Klatt/Schwarz bei den Frauen, sowie Erdmann/Zemljak und Harms/Harms bei den Männern.

Freitag mit Überraschungen

Auch der Freitag hatte einige Überraschungen parat. Auf der Frauenseite mussten sich bereits am Abend die ersten Teams nach zwei verlorenen Spielen aus dem Turnier verabschieden. Die betroffenen Teams waren in einem in der Spitze umkämpften Teilnehmerfeld nicht nur an Setzlistenplatz 1 und 3 gesetzt, sondern auch im Vorfeld Kandidatinnen für mindestens das Halbfinale, wenn nicht sogar mehr. Allerdings konnten weder Christ/Grüne, die in der jungen Saison bereits eine internationale Goldmedaille bei einem Future Turnier gewinnen konnten, noch Melanie Paul und Hanna-Marie Schieder, die in ihrer zweiten gemeinsamen Saison an vergangene Erfolge anknüpfen wollten, die erwartete Form abrufen, sodass es bereits am Freitagabend für beide Teams bedeutete, die Koffer zu packen und das Turnier auf einem sicher unzufriedenstellenden 7. Platz beenden zu müssen.

Für Christ/Grüne ging es früh nach Hause. Foto: Kevin Mattig

In den Fokus spielten sich dagegen andere. Das bereits erwähnte neu formierte Duo Barber/Gernert kämpfte sich nach der Erstrundenniederlage über den Loser-Baum zunächst ins Halbfinale, wo sie auf Aulenbrock/Ferger trafen, die sich in überraschend guter Verfassung präsentierten und gegen die jeweils favorisierten Paul/Schieder und Behlen/Schulz, immerhin Silbermedaillen-Gewinnerinnen der letzten deutschen Meisterschaften,  gewannen.

Behlen/Schulz wiederum nutzten ihre zweite Chance auf das Halbfinale, gegen das ebenfalls hoch gehandelte und mit Spannung erwartete Team, um die ehemalige Weltranglistenerste Juli Sude mit ihrer jungen und talentierten Partnerin Lea Kunst, die in der vergangenen Saison für Aufsehen sorgte.

Vervollständigt wurde das Halbfinale dann vom Interimsteam bestehend aus der nach Verletzung zurückgekehrten Leonie Klinke und Kim van de Velde.

Im hochklassigen wie auch hochspannenden ersten Halbfinale zwischen Klinke/van de Velde und Behlen/Schulz fiel die Entscheidung dann auch erst in der Verlängerung des Tiebreaks. Nach Matchbällen für beide Teams und Chancen auf den Matchgewinn aus eigenem Angriff mit einem besonders ärgerlichen nicht verwerteten Overpass für Klinke/van de Velde, setzten Behlen/Schulz den Lucky Punch und gewannen das in den Augen mancher vorgezogene Finale.

Dem war aber nicht so, denn Barber/Gernert, die sich im anderen Halbfinale souverän durchsetzten, hatten an diesem Wochenende einiges dagegen. Insbesondere Nele Barber, die sich erst vor ein paar Jahren nach ihrem College-Aufenthalt für den Schritt aus der Halle in den Sand entscheid und ihr erstes Turnier bei der German Beach Tour spielte, lief zur Höchstform auf und bereitete vielen Gegnerinnen mit herausragenden Aufschlägen große Probleme.

Nele Barber wuchs im Halbfinale über sich hinaus. Foto: Justus Stegemann

Ausgerechnet im Finale aber lief bei ihr gerade in diesem Element nicht mehr viel zusammen. Die Strapazen aus den zusätzlichen Quali-Spielen und insgesamt dem sechsten Spiel in vier Tagen machten sich bemerkbar, indem sie zweistellig Fehler von der Aufschlaglinie produzierte, nachdem sie diese Schallmauer in den vorherigen Spielen eher durch Asse zu durchbrechen drohte. Dieser fehlende Druck führte dazu, dass Behlen/Schulz sich in einem knappen und umkämpften Finale durchsetzen konnten, bei dem alle vier Akteurinnen auch die letzten Körner auf dem Feld ließen.

Sagstetter² müssen aufgeben

Auf der Männer-Seite ließ die erste Überraschung des Turniers etwas auf sich warten und war dann auch keine der freiwilligen oder schönen Natur. Nachdem es für Jonas und Benni Sagstetter im Brüder-Duell gegen Wolf/Wolf lange gut aussah, verletzte sich Benni Sagstetter bei einem Zusammenstoß mit Georg Wolf unter dem Netz. Nach kurzer Behandlungspause kämpfte sich Benni durch das Spiel und die Sagstetters schafften es sogar auch den zweiten Satz für sich zu entscheiden und damit das Spiel zu gewinnen. Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer, denn schnell war klar, dass ein Weiterspielen am nächsten Morgen nicht möglich war, weil die Verletzung zu schwer wog. Eine Knochenfraktur konnte zwar bereits ausgeschlossen werden, ein MRT-Termin steht allerdings noch aus, sodass eine genaue Diagnose erst Anfang der Woche erfolgen kann.

Für die Sagstetters war verletzungsbedingt früh Schluss. Foto: Justus Stegemann

Dieser Ausfall führte dazu, dass es im Loser-Baum bereits beim ersten Duell zwischen Reinhardt/Sievers und Erdmann/Zemljak um ein Halbfinal-Ticket ging. Milan Sievers, der nach einjähriger Abstinenz wieder auf die German Beach Tour zurückgekehrt ist, und sein vorheriger wie gegenwärtiger Partner Jonas Reinhardt, konnten dabei nicht an vorherige Erfolge, unter anderem die Bronzemedaille bei den deutschen Meisterschaften 2022, anknüpfen und offenbarten, dass noch einiges an Fähigkeiten zu entstauben ist. Damit ging das erste Halbfinal-Ticket an Erdmann/Zemljak.

Ihr Gegner entschied sich im Duell zwischen den klaren Favoriten des gesamten Teilnehmerfeldes auf den Turniersieg, Pfretzschner/Winter, die nach ihren großartigen Ergebnissen und Medaillen auf World-Tour-Turnieren der zweithöchsten Kategorie (Challenger) mit der größtmöglichen Zielscheibe auf dem Rücken das Turnier bestritten, und Lorenz/Stadie, die als neu formiertes Team und großes Dark Horse in das Turnier gingen und bereits im ersten Duell gegen Reinhardt/Sievers mit einem deutlichen Sieg auf sich aufmerksam machten. Das Spiel hielt was es versprach, war von Anfang bis Ende hochklassig, löste mit immer wieder auftretenden spielerischen Highlights Begeisterung aus, wobei sich am Ende Pfretzschner/Winter als Favoriten in zwei knappen Sätzen durchsetzen konnten.

Lorenz/Stadie hatten im Loser-Baum dann noch die zweite Chance mit einem Sieg gegen Harms/Harms ins Halbfinale einzuziehen. Ausgerechnet in diesem Spiel lief allerdings wenig zusammen. Aufgrund des Leistungseinbruchs und des schlechtesten Spiels im Turnier für Lorenz/Stadie mussten sie sich auch im zweiten Viertelfinale geschlagen geben, sodass Harms/Harms, als zweites aus der Quali kommende Team, ebenfalls den Halbfinal-Einzug perfekt machte.

Harms/Harms machen das Halbfinale klar. Foto: Jona Kemper

Dort trafen sie erneut auf das Interimsteam aus Paul Henning und Bennet Poniewaz, die sich nach Verletzung und Meniskus-OP von David Poniewaz entschieden hatten für die Dauer der Verletzung gemeinsam an den Start zu gehen. Wie auch im Erstrunden-Duell entschieden Henning/Poniewaz die Begegnung für sich, dieses Mal aber ohne Stolperstart und Satzverlust, sondern von Beginn an souverän.

Auch das zweite Halbfinale war eine Wiederholung aus der ersten Runde zwischen Pfretzschner/Winter und Erdmann/Zemljak. Wer aber glaubte, dass es ähnlich deutlich werden würde, irrte gewaltig, denn im zweiten Satz zeigten die erfahrenen und routinierten Erdmann/Zemljak warum sie bis ins Halbfinale gekommen waren. Immer wieder hielten sie Bälle am Leben, verlängerten Rallys, fanden gute Lösungen im Angriff und entschieden den zweiten Satz für sich. Im Tiebreak kamen die beiden dann aber an ihre Grenzen und mussten sich gegen das deutsche Top-Team geschlagen geben.

Finale mit Brisanz

Im Finale kam es damit ausgerechnet zum Duell mit dem Ex. Sven Winter traf auf seinen ehemaligen Partner Paul Henning, von dem er sich nach der letzten Saison und gewonnener Bronzemedaille bei den deutschen Meisterschaften getrennt hatte, um jetzt mit Lukas Pfretzschner zu spielen. Richtig feurig wurde es dabei allerdings nicht, da Pfretzschner/Winter das Geschehen zu jeder Zeit kontrollierten und damit ihren ersten gemeinsamen Turniersieg bejubeln konnten.

Pfretzschner/Winter jubeln über ihren Turniersieg. Foto: Jona Kemper

Pfretzschner/Winter holten sich dadurch maximalen Rückenwind, bevor es für die beiden am nächsten Wochenende in Hamburg bei der ersten Runde des Nations Cup darum gehen wird sich für das Finale in Jurmala vom 13.06.-16.06 zu qualifizieren, wo es um das letzte europäische Ticket für Olympia gehen wird.

Für die restlichen deutschen Teams gibt es bereits am nächsten Wochenende im zweiten Turnier der GBT in Düsseldorf die Möglichkeit nachzulegen. Sie wird, wie immer, live auf Twitch beim SPONTENT-Kanal übertragen.

Für noch mehr Infos und einen ausführlicheren Rückblick auf das Turnier folge dem Sidecourt-Kommentar-Podcast und höre dir die neue Folge an, die unter der Woche erscheint.

Foto (Titelbild): Jona Kemper

Lass dir diese Trainingstipps nicht entgehen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert