8. Mai 2024

Mit News aus dem deutschen Volleyball.

International

Neue japanische S-V.LEAGUE möchte beste Liga der Welt werden

Die Japan Volleyball League (JVL) hat die Einführung der „S-V.LEAGUE“ angekündigt, die darauf abzielt, bis 2030 die beste Volleyball-Liga der Welt zu werden. Dies soll mit einer neuen Ligastruktur und mehr Heimatverbundenheit der Vereine gelingen.

Das Konzept

Die Mission von „V.LEAGUE REBORN“ besteht darin, Volleyballspiele in Japan auf höchstem Niveau anzubieten, die weltbesten Spieler anzuziehen (auch aus dem Ausland), soziale Herausforderungen zu bewältigen und eine starke Verbindung zur japanischen Bevölkerung herzustellen.

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Neue Ligastruktur

Dies soll mit einer neuen Ligastruktur gelingen. Diese sieht die Einführung einer neuen, höheren Liga vor – der „S-V.LEAGUE„. Sie soll bereits 2024/25 über der aktuellen V.LEAGUE positioniert werden. Die „S-V.LEAGUE“ soll dann ausschließlich für Top-Clubs zugänglich sein. Also für Clubs, welche über die nötigen finanziellen Mittel verfügen. Sie ist sowohl für Männer als auch Frauen auf maximal 16 Mannschaften begrenzt.

Die aktuelle V.LEAGUE soll den verbliebenen Clubs dann als eine Art Übergangszeit dienen, mit dem Ziel, perspektivisch in die S-V.LEAGUE aufzusteigen. Sie wird schließlich zu einer Mischung aus der deutschen 2. Bundesliga Pro und Nord/Süd umgestaltet werden, da es hier dann auch eine Ost/West-Konferenz geben wird.

Die neue Ligastruktur mit S-V.LEAGUE und V.LEAGUE. Quelle

Fokus auf Regionalität

Die V.LEAGUE betont die zukünftige Bedeutung der Integration in die Gemeinschaft und möchte die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung stärken. Die Clubs sollen durch vermehrte Aktivitäten zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen und das „Vertrauen der Gemeinschaft gewinnen“. Dadurch soll schließlich auch die Sichtbarkeit der jeweiligen Vereine in ihren Heimatorten erhöht werden. Wie diese Aktionen genau aussehen sollen oder ob sie verpflichtend sein werden, geht aus dem Konzept noch nicht hervor.

Darüber hinaus sollen auch immer die jeweiligen Heimstädte im Vereinsnamen auftauchen, weshalb die Panasonic Panthers bald vielleicht Hirakata Panthers heißen könnten.

Ehrgeizige Ziele

Zur Zielerreichung werden ehrgeizige Ziele auf dem Weg zur weltweit besten Liga im Jahr 2030 formuliert. Zunächst sollen die Anzahl der Teams bis 2024/25 auf jeweils zwölf Männer- und Frauenteams anwachsen, bis 2027/28 auf jeweils 14 Teams. Aktuell sind in der Männerliga zehn Teams und in der Frauen-Liga bereits zwölf Teams gemeldet.

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Die Gesamteinnahmen der Liga sollen bis 2024/25 auf 2 Mrd. Yen anwachsen (etwa 12 Mio. Euro). In der Saison 2021/22 waren es 770 Mio. Yen (4,5 Mio. Euro). 2027/28 sollen es 3 Mrd. Yen werden (= 18,8 Mio. Euro), was eine Steigerung von 26% gegenüber 2021/22 bedeutet. Davon sind bis 2024/25 1,2 Mrd. Yen als Sponsoring-Einnahmen geplant, bis 2027/28 dann 2 Mrd. Yen (12 Mio. Euro). In der Saison 21/22 beliefen sich die Sponsoring-Einnahmen auf lediglich 80 Mio. Yen (=500 Tsd. Euro), sodass hier mit einer Steigerung von satten 2400% geplant wird.

Damit einhergehend soll sich auch der Umsatz der Clubs deutlich erhöhen. Zur neuen Saison wird damit auf 11 Mrd. Yen gehofft (= 68,7 Mio. €), bis 27/28 auf 20 Mrd. Yen (= 125 Mio. €). Zu den aktuellen Zahlen gibt es leider keine Auskunft. Mit den geplanten 14 Clubs pro Geschlecht bis 27/28 ist damit ein durchschnittlicher Etat von 4,5 Mio. € vorgesehen.

Verteilung der japanischen Volleyball-Clubs. Quelle: V.LEAGUE

Darüber hinaus soll sich auch bei der Fanbasis etwas tun. Der Ticketumsatz soll sich demnach von 2,4 Mrd. Yen auf 4,4 Mrd. Yen erhöhen (= 27,5 Mio. €). Hier werden jedoch keine Zahlen zur Ausgangslage genannt. Damit einhergehend möchte man auch die Anzahl der Abonnenten des Streaming-Dienstes erhöhen. Sie liegt aktuell bei 12.000 und soll schrittweise auf 18.000 und dann auf 24.000 anwachsen (hier kannst du die V.LEAGUE verfolgen). Auch die Anzahl der Follower auf SNS (= jap. soziales Netzwerk) soll sich vervielfachen und bei 1,2 Millionen landen, zuletzt waren es 350.000.

Sorge in der Spielerschaft

Der japanische Spieler Maki Oya machte sich in einem Interview darüber Sorgen, ob die Liga unter neuem Namen tatsächlich professioneller werden wird. Spieler von Clubs wie die Suntory Sunbirds oder Panasonic Panthers, welche von großen Konzernen finanziert werden, gelten als „Mitarbeitersportler“ und damit als semi-professionell. Sie stehen vor der Entscheidung, ihren Job aufgeben zu müssen um Profisportler zu werden. Die Anzahl der reinen Proficlubs sei überdies noch „überwiegend klein“. Schließlich glaubt Oya, „dass dies eine Liga sein wird, in der Teams mit Geld und guten Spielern gewinnen werden“ und verrät offen, „dass ich nicht in einer solchen Liga spielen möchte.“ Jedoch befürchtet der polnische Agent Jakub Michalak, dass viele polnische Athleten nach den Olympischen Spielen Richtung Japan ziehen werden

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Meinung

Mit den genannten Maßnahmen klingen die Ziele für mich noch wie Luftschlösser. Den Fokus auf Regionalität zu setzen ist sicherlich kein falscher Weg. Um die gewünschten Etats zu erhalten, muss Volleyball aber auch eine nationale Relevanz in Japan erhalten, wie sie es beispielsweise in Italien genießt. Schließlich ist die Männer-Nationalmannschaft aber sehr erfolgreich, sodass diese als Zugpferd genutzt werden kann, im Konzept aber (noch) keine Beachtung findet. Doch vielleicht hat die Liga noch ein paar (nicht öffentliche) Asse im Ärmel, die diese großen Ambitionen begründen. Denn sonst lassen sich die geplante Sponsoreneinnahmen der Liga nicht wirklich erklären.

Foto (Titelbild): Volleyball World

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