Beachvolleyball

18-und 22-jährige besiegen Olympiasiegerin im GBT-Finale

Nach dem Sieg von Behlen/Schulz und Pfretzschner/Winter letzte Woche im ersten Tourstop der German Beach Tour, konnten sich diesmal andere Teams erfolgreich aufs Podest kämpfen. Aber auch das zweite Wochenende in Düsseldorf hatte einiges zu bieten. Neben spielerischem Spektakel sollten dabei auch hin und wieder die Schiedsrichter eine unverhofft tragende Rolle einnehmen.

Von Jonathan Rott

Aufgrund einiger anderer ebenfalls an diesem Wochenende stattfindenden Beachvolleyball-Turniere (2. Deutsche Beach Tour auf Norderney, internationales Future Turnier in Cervia und der CEV Nations Cup in Hamburg) führten dazu, dass im Teilnehmerfeld in dieser Woche zwar zahlenmäßig weniger Andrang bei den Anmeldungen herrschte, der sportlichen Qualität tat dies jedoch keinen Abbruch. Eher das Gegenteil war der Fall, weil auch Teams, die sich in der Vorwoche noch schwergetan hatten, sich gefestigter präsentierten. Die Folge dessen war, dass es insbesondere bei den Männern ein ausgeglichenes Teilnehmerfeld wie sonst selten gab, bei dem jedes Team realistische Chancen auf den Turniersieg hatte.

Zunächst wurden aber wieder in der Quali am Donnerstag die jeweils beiden letzten Plätze im Hauptfeld ausgespielt, ohne dass es dabei zu großen Überraschungen kam. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern setzten sich Seed 1 und 2 durch und gewannen das eine notwendige Spiel, um sich für das Hauptfeld zu qualifizieren. Bei den Männern hießen die erfolgreichen Teams damit, wie auch schon in der Vorwoche, Harms/Harms und Erdmann/Zemljak – wobei letztere am frühen Freitagvormittag für einen kleinen Skandal sorgten.

Nach gewonnener Qualifikation am Vortag traten sie am Freitag und Samstag nicht mehr an und begründeten die Aufgabe offiziell mit einer Verletzung von Jonathan Erdmann, der die beiden zum Aufgeben gezwungen habe. Bereits am Samstag spielte Nejc Zemljak allerdings für Slowenien beim Nations Cup in Hamburg. Inwieweit taktisches Kalkül bei der Absage eine Rolle spielte, sei deshalb dahingestellt und der Wertung des Lesers überlassen.

Während das eine Team also nach gewonnener Quali abreiste, trat ein anderes den umgekehrten Weg an. Klinke/van de Velde, die beim Future in Cervia unglücklich und denkbar knapp in der Qualifikation ausschieden, reisten noch am Donnerstag zurück nach Düsseldorf, um direkt am Freitag wieder im Sand zu stehen, wo sie dank komfortabler Punktesituation im Hauptfeld gesetzt waren. Aus diesem Grund wurde auch kein Lucky Loser in der Quali der Frauen ausgespielt, sodass es bei Schürholz/Uhl und Klatt/Schwarz blieb, die sich für das Hauptfeld qualifizierten.

Erstgenannte sorgten auch direkt für die erste Überraschung des Freitags, indem sie die favorisierten und an zwei gesetzten Paul/Schieder in der ersten Runde in drei knappen Sätzen bezwangen. Nach einem unerwarteten und für sie selbst am meisten enttäuschenden 7. Platz in der Vorwoche drohte also das nächste viel zu frühe Aus für das Duo, das in Witten trainiert, die zweite Saison zusammenspielt und sich für dieses Jahr mindestens drei GBT-Titel vorgenommen hat.

Im vierten Anlauf der Saison gelang es den beiden dann zum ersten Mal in der noch jungen Saison ihre PS auch konstant über die gesamte Dauer eines Spiels abzurufen. Das führte dazu, dass sie sich komfortabel gegen Schmitt/Schmitt durchsetzen konnten und ein erneutes frühes Ausscheiden verhindern konnten.
Im anderen K.o.-Duell fand sich das Überraschungsteam Barber/Gernert wieder, konnten sich dort aber gegen Klatt/Schwarz behaupten und übernachteten im Turnier.

Die ersten Tickets fürs Halbfinale wurden daraufhin auf der Winner-Seite ausgespielt. Mit Spannung war dabei das Comeback der Olympia-Siegerin Kira Walkenhorst nach einjähriger Verletzungspause erwartet worden. Gemeinsam mit Isa Schneider ging sie an den Start und beide zeigten: „form is temporary, class is permanent“.  Trotz erkennbar noch bestehenden körperlichen Problemen setzten sie sich gegen die Siegerinnen der Vorwoche Behlen/Schulz durch und buchten das erste Ticket fürs Halbfinale.
In der anderen Begegnung machten Schürholz/Uhl da weiter, wo sie in der Runde davor aufgehört hatten. Unbekümmert und souverän setzten sie sich auch gegen Klinke/van de Velde durch – schon jetzt eine große Überraschung.

Behlen/Schulz und Klinke/van de Velde hatten damit auf der Loser-Seite noch die zweite Chance in das Halbfinale einzuziehen und dabei gemischten Erfolg. Während Klinke/van de Velde den kleinen Dämpfer gut verkraften konnten und sich gegen Barber/Gernert durchsetzten, mussten Behlen/Schulz die Segel streichen, nachdem sie gegen Paul/Schieder verloren, die ihren wiedergewonnen Rhythmus und zurückerlangtes Selbstvertrauen mit in das Spiel nahmen.

Am Sonntagmorgen wurden also die Medaillen verteilt. Und das erste Halbfinale zwischen Schneider/Walkenhorst und Klinke/van de Velde hatte es in sich. In einem hochklassigen und spannenden Spiel schenkten sich beide Teams nichts. Besonders die angeknockte Kira Walkenhorst wurde immer wieder mit taktischen Aufschlägen beschäftigt. Die Entscheidung fiel in der Verlängerung des Tiebreaks, jedoch mit einem etwas unrühmlichen Ende. Kim van de Velde ärgerte sich beim gegen sie verwerteten Matchball über einen ausgebliebenen Technikpfiff so sehr, dass das Schiedsgericht um eine rote Karte nicht herumkam, am Ausgang des Matches änderte dies dabei nichts.

Im zweiten Halbfinale zwischen Paul/Schieder und Schürholz/Uhl kam es dann zum Wiedersehen aus dem Erstrunden-Match. Melli Paul und Marie Schieder hatten etwas wieder gut zu machen und setzten auch den ersten Stich. Allerdings bewiesen sie auch, warum sie sich im Frühsommer noch so schwertun, denn konstant ist in erster Linie die Inkonstanz. Nach gewonnenem ersten Satz kehrten die Fehler in den Spielaufbau zurück. Paula Schürholz und Janne Uhl spielten davon völlig unbeirrt ihren Stiefel weiter runter, gewannen in der Folge die nächsten beiden Sätze und standen somit im Finale.

Walkenhorst/Schneider gegen Uhl/Schürholz im Finale

Dort konnten die Gegensätze größer nicht sein. Auf der einen Seite die große Kira Walkenhorst, die neben ihrem Olympiasieg auch jede andere nennenswerte Trophäe in ihrer illustren Karriere gewonnen hat, mit ihrer Partnerin Isa Schneider, die in ihrer bloßen Anzahl ähnlich viele Erfolge vorzuweisen hat. Ihnen gegenüber das Team, dass sich durch die Quali erst in das Turnier spielen musste. Mit der gerade einmal 18-jährigen Janne Uhl stand dabei auch noch ein richtiges Küken auf dem Feld. Nicht nur war es ihre erste Teilnahme im 8er-Hauptfeld und auch erst die zweite überhaupt, bei dem Olympia-Triumph ihrer Konkurrentin war sie gerade einmal zehn Jahre alt.
Dieser Kontrast wurde auch im ersten Satz sehr deutlich. Der nominell klare Favorit setzte sich deutlich durch, wer aber deshalb davon ausging, dass es auch im zweiten Satz so weitergehen sollte, irrte gewaltig. In ihrem von Lockerheit und Leichtigkeit strotzenden Spiel, machten die beiden krassen Außenseiterinnen mit ihrem Spiel weiter und wurden mit Erfolg belohnt. Sie gewannen den zweiten Satz, erspielten sich früh im Tiebreak einen Vorsprung, den sie nicht mehr aus der Hand gaben, trotz dann doch noch leichten Nervenflatterns, ob des großen sich abzeichnenden Erfolges. Aufholjagd und Kampf von Schneider/Walkenhorst blieben unbelohnt, die Riesen-Sensation und große Überraschung war perfekt. Aus der Quali kommend gewinnen Paula Schürholz und Janne Uhl mit 15:13 den dritten Satz und damit das Turnier. Die erste „Goldmedaille“ bei der German Beach Tour war damit perfekt.

Ausgeglichener GBT-Stop

Im durch die Absage von Erdmann/Zemljak auf sieben Teilnehmer reduzierten Teams, war es auch aufgrund der parallel stattfindenden Turniere ausgeglichen wie sonst selten. Jedes Team konnte sich berechtigte Hoffnungen auf den Turniersieg machen.

Und auch wenn in der ersten Runde sich immer das nominell besser gesetzte Team durchsetzen konnte, ist durchaus erwähnenswert, dass Reinhardt/Sievers sich bereits im ersten Spiel deutlich stabiler als noch in der Vorwoche präsentierten, mit der Folge, dass sie sich gegen das Interimsteam Sagstetter/Wegner durchsetzten.

Diese waren es auch, die den undankbaren und einzigen ausgespielten 7. Platz belegten. Auch im zweiten Spiel von Jonas Sagstetter, der sich nach der Verletzung seines Bruders Benni mit Niko Wegner zusammengetan hatte, lief es gegen Harms/Harms nicht wie erhofft. Das frühe und überraschende Turnieraus war die Folge.

Währenddessen setzten sich Just/Sowa und Lorenz/Stadie auf der Winner-Seite durch und durften bereits am Samstagvormittag für Sonntag planen.
Gerade Just/Sowa, die sich in ihren internationalen Auftritten bisher eher wackelig präsentiert hatten, trumpften dabei auf, zeigten mit viel Spielwitz ihr Können und mauserten sich so früh im Turnier zu einem heißen Eisen. Lorenz/Stadie hatten nach der Leistung besonders gegen das um Olympia kämpfende Top-Duo Pfretzschner/Winter mehr Leute auf der Rechnung. Dass sie ihre Leistung bestätigten, war somit keine große Überraschung, dass es aber auch gegen das hochgehandelte Perspektiv-Team Huster/Wüst gelang und sie das Spiel gewinnen konnten schon eher.

Huster/Wüst hatten am Abend dann noch die zweite Chance ins Halbfinale einzuziehen, konnten gegen vor allen Dingen einen herausragend aufgelegten Manu Harms jedoch nichts machen, der erste nationale Auftritt nach einem unglücklichen Winter, der durch Verletzung mit weniger Training als gewünscht gefüllt war, endete also mit einem 5. Platz.

Das letzte Spiel um das Halbfinale bestritten dann Reinhardt/Sievers gegen Wolf/Wolf. Im emotional aber fair geführten Duell ging es heiß her, mit dem besseren Ende für Reinhardt/Sievers, sodass die Wölfe trotz ansprechender Leistung, in diesem Sommer weiter auf ihren ersten Sieg warten.

Im Halbfinale am Sonntagvormittag konnten Harms/Harms ihre Glanzvorstellung vom Vortag nicht wiederholen, was aber unter anderem an nach wie vor gut aufgelegten Just/Sowa lag. Dominant am Netz und im Aufschlag und variabel im Spielaufbau zogen sie Manu und Yannick früh den Zahn, wie es ihnen auch schon in der ersten Runde gelang.

Das zweite Halbfinale war dabei deutlich knapper und auch hier sollte der Schiedsrichter im Mittelpunkt stehen. Einige Auslegungs-Entscheidungen die gegen Lorenz/Stadie getroffen wurden brachten immer wieder Unruhe ins Spiel. Nach drei äußerst knappen Sätzen, die allesamt in die Verlängerung gingen, führte auch eine dieser Entscheidungen spät im Tiebreak dazu, dass plötzlich Reinhardt/Sievers mit Matchball aufschlagen durften. Diese ließen sich davon nicht beirren, behielten die Nerven, sodass sie ins Finale einzogen, wobei auf der Seite von Lorenz/Stadie ein fader Beigeschmack bliebt.

Just/Sowa mit erstem Titel

Auch im Finale zeigte sich die an diesem Wochenende unaufhaltsame Dominanz von Just/Sowa. Der Spielaufbau war nahezu unerschütterlich, selbst im Finale hielten sie ihre astronomisch hohen Angriffs- und SIdeoutquoten, breakten sich zusätzlich mit Blocks und Abwehraktionen immer wieder in einen Rausch und setzten sich in einem wenig spannenden, aber dennoch hochklassigen und immer wieder mit phänomenalen Einzelaktionen bespickten Finale durch. Auch für Max Just war es dabei eine Premiere, als er zum ersten Mal die Trophäe bei der German Beach Tour in den Himmel strecken durfte. Für das Team Just/Sowa, das eher notgedrungen zusammenfand und ohne klar definierte Ambitionen und Ziele in die Saison gestartet waren, ist dies bereits ein erster Höhepunkt, der berechtigterweise die Frage aufwirft, was noch möglich ist.

Nun sind ganze zwei Wochen Pause, ehe es mit dem dritten Stop der German Beach Tour in Bremen weitergeht.

Für noch mehr Infos und einen ausführlicheren Rückblick auf das Turnier folge dem Sidecourt-Kommentar-Podcast und höre dir die neue Folge an, die unter der Woche erscheint.

Foto (Titelbild): Spontent

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