Bilanz der deutschen Männer-Nationalspieler im Ausland
Die Hinrunden der europäischen Ligen sind so ziemlich überall abgeschlossen, sodass nun ein guter Zeitpunkt ist, eine Bilanz unserer deutschen Nationalspieler zu ziehen. Gerade diese Saison vor den Olympischen Spielen ist durchaus relevant, denn gerade jetzt möchten natürlich alle von ihnen beweisen, dass sie in den Nationalkader gehören.
Italien
Anton Brehme (Modena)
Anton Brehme hat erst in dieser Saison den Schritt ins Ausland gewagt und ist von Berlin nach Modena gewechselt. Dort kam er bisher in jedem Spiel zum Einsatz und spielte in 34 von 45 möglichen Sätzen. Mit bisher 50 Punkten rangiert er im Mittelfeld, im Vergleich zu anderen Mittelblocker in der Liga. Auch die neun Asse können sich durchaus sehen lassen. Lediglich im Block kann Brehme nach wie vor nicht überzeugen. Mit nur sechs Blockpunkten kommt er auf eine Quote von gerade einmal 0,18 Blocks pro Satz. In der Superlega gibt es nur drei Mittelblocker, welche die gleiche oder eine schwächere Quote haben. Und auch mit dem aktuell 7. Platz dürfte der italienische Top-Club Modena nicht zufrieden sein, daher gibt es für ihn und den Club noch Luft nach oben…
Julian Zenger (Padova)
Julian Zenger spielt seine zweite Saison in Padova, mit denen er um einen Platz in den Playoffs kämpft. Der Libero ist dort jedenfalls Stammspieler und spielt bisher eine herausragende Saison. Mit einer positiven Annahme von 35,9 % bildet er die zweitbeste Annahme der Liga. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber, da er bei insgesamt 192 Annahmen schon 19 Fehler machte, was die zweitmeisten unter allen Liberos sind.
Frankreich
Moritz Reichert (Montpellier)
Nach zwölf Partien und 179 Punkten ist Moritz Reichert in der Top 10 der Top-Scrorer Liste der französischen Liga. Im „Ranking-Index„, welcher sich aus allen Elementen zusammensetzt, belegt er Platz 6 unter den Außenangreifern. Mit 13 Assen ist er ligaweit immerhin noch auf Platz 12. Auch mit dem 4. Platz dürften er und sein Club Montpellier ganz zufrieden sein, jedoch ist der 2. Platz mit einem Punkt Abstand zum Greifen nah. Dort steht Toulouse mit Nationalmannschaftskollege Florian Krage.
Florian Krage (Toulouse)
An der Erfolgssträhne von Toulouse hat Florian Krage durchaus einen entscheidenden Anteil. Immerhin machte er schon 95 Punkte und ist im o. g. Ranking-Index auf Platz 6 aller Mittelblocker. Jedoch kann er eine überragende Block-Quote von 0,72 vorweisen (26 Blocks in 36 Sätzen) und liegt in dem Element ligaweit auf Platz 4. Lediglich in zwei Matches kam er nicht zum Zug. Im direkten Duell gegen seinen Blockerkollegen Lukas Maase (Paris) gewann er mit 3:1. Am 20. Januar 2024 treffen sie wieder aufeinander.
Lukas Maase (Paris)
Was die Spielanteile betrifft, kann sich Lukas Maase absolut nicht beschweren, kam er doch auf 48 von 48 Sätzen. An die Block-Quote von Krage kommt er jedoch bei weitem nicht ran. Hier liegt der Wert bei 0,21, mit insgesamt zehn Blocks (Platz 72 auf allen Positionen). Dies macht sich auch beim Club bemerkbar, welcher auf dem 11. Platz von 14 rangiert. Dafür ist er bei der Anzahl der Punkte sogar etwas stärker als Krage und konnte bisher schon 101 erzielen (vs. 95). Auch im Aufschlag ist er mit 11 Assen etwas effektiver als Krage (5).
Polen
Moritz Karlitzek (Olsztyn)
Moritz Karlitzek kann bisher sehr zufrieden sein, mit seiner zweiten Saison beim polnischen Club Olsztyn. Dort ist er unangefochtener Stammspieler (44 von 45 Sätzen) und belegt mit seinen insgesamt 158 Punkten den 22. Platz in der PlusLiga. Gegen LUK Lublin, den Club von Tobias Brand, machte er sein erfolgreichstes Spiel und erzielte 24 Punkte. Von seinen bisher dreißig Assen machte er ganze acht Asse gegen PSG Stal Nysa (Platz 7). Diese Leistungen dürfte auch Deutschlands Trainer Winiarski zur Kenntnis nehmen, der mit Zawiercie eine 1:3-Niederlage gegen Karlitzeks Club einstecken musste. Doch mit dem 9. Platz in der PlusLiga dürfte Moritz trotzdem enttäuscht sein, weshalb er sicher weiter für die Playoffs auf Platz 8 kämpfen wird.
Tobias Brand (LUK Lubin)
Während Karlitzek auf Platz 22 der Top-Scorer-Liste verweilt, ist Tobias Brand mit Platz 23 sehr dicht auf den Fersen. Er machte nur zwei Punkte weniger (156), ist mit seinem Club LUK Lublin aber tabellarisch etwas erfolgreicher (Platz 6). Mit 13 von 13 Spielen und 15 Assen hat er auch einen entscheidenden Anteil daran. Mit 21 Punkten machte er sein bestes Spiel gegen den Champions-League-Sieger ZAKSA Kędzierzyn-Koźle. Auch im Block ist er mit 17 Blocks deutlich stärker als Karlitzek (9).
Lukas Kampa (Gdansk)
Der gestandene Nationalspieler Lukas Kampa kann derzeit mit seiner Saison bei Trefl Gdansk noch nicht zufrieden sein. Dies ist jedoch einem Muskelfaserriss geschuldet, die er sich in der Olympia-Qualifikation bei der Nationalmannschaft zuzog. Langsam aber sicher kommt er jedoch wieder in Fahrt und hat bereits acht Sätze absolviert. Dabei hat er sogar ein Spiel durchgespielt, dass jedoch 0:3 gegen Jastrzębski Węgiel verloren ging. Sein Zuspiel-Konkurrent Kamil Droszyński machte in seiner Abwesenheit aber keinen schlechten Job, sodass Gdansk gerade auf einem guten 5. Platz steht.
Linus Weber (Projekt Warszawa)
Für Linus Weber ist es derzeit eine gebeutelte Saison. In seinem Club aus Warschau gibt es derzeit leider kaum ein Vorbeikommen am polnischen Diagonalangreifer Bartłomiej Bołądź. Während dieser in der Top-10-Liste im Punkte-Ranking kursiert, ist Weber nicht einmal in den Top-100 zu finden (Platz 102). Doch ist es nicht so, dass er gar keine Chance erhält. Immerhin kam er auf 13 Sätze in 6 Spielen, machte in zwei davon aber keinen einzigen Punkt. Insgesamt sind es 26 an der Zahl, durch kleine Lichtblicke wie gegen Bełchatów (9 Punkte in 4 Sätzen) und Węgiel (10 Punkte in 3 Sätzen). Es bleibt daher zu hoffen, dass er weitere Chancen erhält und diese nutzt.
Rumänien
Christian Fromm (Bukarest)
Der Veteran Christian Fromm ist in der rumänischen Liga bei Rapid București unterwegs, welcher momentan den vierten Platz belegt. Fromm ist mit bisher 112 Punkten auf Platz 11 der Top-Scorer-Liste und hat 34 von 37 Sätzen gespielt. Bei den Asses reicht es sogar für die Top 10 mit insgesamt elf Stück an der Zahl. Mit neun Blocks liegt die Quote bei 0,28. Beim Annahmewert fällt er etwas ab, ist aber immer noch solide, mit einer positiven Annahme-Quote von 55 % (Platz 22).
Übrigens ist der deutsche Außenangreifer Tim Stöhr mit 120 Punkten in den Top 10 gelistet und könnte sich noch aufs Radar der Nationalmannschaft spielen.
Türkei
Georg Grozer (Arkas Spor)
Georg Grozer hat einen Traum – und das ist eine Medaille bei den Olympischen Spielen. Dafür scheint er mit seinen 39 Jahren noch einmal alles rauszuholen. In der Top-Scorer-Liste der türkischen Liga liegt er auf Platz 5, bei 232 Punkten in 44 Sätzen (5,27 pro Satz). Auch die 20 Asse sind durchaus beeindruckend (auch Platz 5). Mit 15 Block ist er in dem Bereich ebenfalls solide. Nur sein Team scheint nicht so ganz mitzumachen, sodass Arkas Spor nur auf dem 7. Platz zu finden ist.
Jan Zimmermann (Galatasaray)
Jan Zimmermann macht bei Galatasary Istanbul derzeit vieles richtig und dürfte ein ernsthafter Konkurrent für Johannes Tille im Hinblick auf Paris 2024 werden. Zimmermann ist derzeit erster Zuspieler und, gemessen an der Pass-Quote, auf dem sechsten Platz unter allen Zuspielern gelistet (knapp 48 %). Auf dem vierten Platz mit Istanbul ist er jedenfalls etwas erfolgreicher unterwegs als Georg Grozer (Platz 7 mit Arkas Spor). Mit sieben Assen ist im Aufschlag aber noch Luft nach oben.
Fazit
Außer Weber enttäuscht keiner der genannten Nationalspieler auf ganzer Linie, sodass sich alle eine Chance auf einen Kaderplatz für die Olympischen Spiele wahren. Ganz im Gegenteil, Spieler wie Karlitzek, Brand, Zenger und Grozer überragen in ihrer jeweiligen Liga, sodass mit diesen Leistungen durchaus eine Medaille in Paris 2024 möglich ist. Schaue dir hier die Bilanz der Frauen an.
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Foto (Titelbild): Modena Volley
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