Beachvolleyball

Wildcard-Team Berntsen/Mol gewinnt GBT München

Nicht nur Taylor Swift war am vergangenen Wochenende in München zu Gast, auch die German Beach Tour verblieb für ein weiteres Turnier im Olympiapark. Herausragendes Wetter und eine genauso großartige Stimmung sorgten gemeinsam mit einem hochkarätig besetzten Teilnehmerfeld für das perfekte Wochenende.

Von Jonathan Rott

Am Donnerstag in der Qualifikation gab es gleich den ersten Hingucker. Spontan tat sich Paula Schürholz mit Linda Bock zusammen, die gerade erst bekannt gegeben hatte ihre Hallen-Karriere zu beenden und sich in Zukunft auf den Beachvolleyball zu fokussieren. Die ehemalige Nationalspielerin, die gleichzeitig ihr Comeback nach langer Verletzungspause gab, zeigte dabei, dass sie einiges an Potential mitbringt und ihre Skills aus der Halle mit in den Sand nehmen kann, wo sie erst als Libera und später als Außenangreiferin spielte. Bock/Schürholz überzeugten, und so gelang es Schürholz auch mit der nächsten Partnerin die erfolgreiche Qualifikation für das Hauptfeld.

Als zweites Team setzten sich Beutel/Klinke durch und konnten ihre erfolgreiche Quali aus der Vorwoche wiederholen. Sie setzten sich gegen Dieckmann/Neuß durch, die zuvor ihr erstes Spiel gewinnen konnten und als Athletinnen mit Jahrgang 2008 und 2006 bewiesen, warum sie als großes Versprechen für die Zukunft gelten.
Im Hauptfeld war beiden Teams jedoch eine große Überraschung verwehrt. Sie beendeten das Turnier jeweils mit zwei Niederlagen auf dem 7. Platz.

Die besten vier Teams spielten an diesem Wochenende in ihrer eigenen Liga und machten das Halbfinale unter sich aus. Deshalb mussten sowohl Aulenbrock/Ferger als auch Barber/Gernert mit dem 5. Platz begnügen, obwohl sich beide Duos im Vergleich zur Vorwoche leistungstechnisch und damit auch im Ergebnis steigern konnten.

Nachdem Kunst/Grüne gegen Borger/Schieder und Behlen/Schulz gegen Ittlinger/van de Velde auf der Winner-Seite den Kürzeren gezogen hatte, nutzten sie also ihre zweite Chance auf das Halbfinale und trafen am Sonntagvormittag nun gekreuzt wieder auf die beiden topgesetzten Teams.

Grüne/Christ hatten sich für das Turnier als Interimsteam zusammengefunden und sich dabei vor allen Dingen einen besonderen Spielaufbau mit schnellen flachen Pässen nach außen vorgenommen. Auch wenn sie dabei viel Spaß auf dem Feld hatten, gelang die erfolgreiche Umsetzung jedoch nur phasenweise, sodass sie im Halbfinale Ittlinger/van de Velde nicht in Bedrängnis bringen konnten.

Ähnlich erging es Behlen/Schulz gegen Borger/Schieder ihre Chance auf das Finale nicht nutzen konnten. Gegen Borger/Schieder, die das Turnier in München als Vorbereitung für die bevorstehende Europameisterschaft nutzten, verpassten sie es besonders im zweiten Satz sich für eine couragierte Leistung zu belohnen, als sie einen 17:14-Vorsprung nicht ins Ziel bringen konnten, sondern den Satz mit 17:21 verloren.

Im Finale kam es somit nicht nur zum Aufeinandertreffen der beiden besten Teams an diesem Wochenende, sondern auch zum direkten Duell zwischen Karla Borger und Sandra Ittlinger. Ausgerechnet diese beiden Athletinnen hatten noch bis vor wenigen Wochen zusammen im Sand gestanden und nur äußerst knapp die Qualifikation zu den Olympischen Spielen verpasst. Während Ittlinger mit ihrer neuen Partnerin van de Velde bei den vergangenen Turnieren jeweils den Titel gewinnen konnte, war es um Borger in der Zwischenzeit in sportlicher Hinsicht ruhiger geworden. Sie hatte seit der verpassten Olympia-Quali nicht nur kein Turnier bestritten, sondern ließ auch im Interview durchblicken, dass selbst Trainingszeiten rar gesät waren. Aus diesem Grund war der Auftritt Borgers und die Form, in der sie sich präsentieren würde, mit Spannung erwartet worden.

Davon unbeeindruckt lieferte Karla Borger ab, als wäre sie nie weggewesen und auch ihre Partnerin Marie Schieder ließ sich davon anstecken, sodass beide ein hervorragendes Turnier und Finale spielten. Über weite Strecken dominierten sie Ittlinger/van de Velde, die eine der schwächeren Leistungen ihrer jungen Team-Historie erwischten. Nach einem deutlichen ersten Satz (21:11) sah es auch im zweiten bereits früh beim Stand von 14:6 früh nach Entscheidung aus. Doch Ittlinger/van de Velde bäumten sich noch einmal gegen die drohende Niederlage, kämpften sich zurück und glichen aus. Der Satz ging in die Verlängerung mit wilden Ballwechseln und Siegchancen auf beiden Seiten. Am Ende hatten Borger/Schieder den längeren Atem, entschieden den Satz mit 29:27 für sich und durften die Trophäe in den Münchener Himmel strecken.
Nach der verpassten Chance auf den Heim-Sieg für Schieder in der Vorwoche gelang ihr nun also mit anderer Partnerin die Revanche gegen Ittlinger/van de Velde und der Triumph vor heimischer Kulisse.

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Borger/Schieder gewinnen die GBT in München. Foto: Kevin Mattig

Männer-Turnier

Auch auf im Männer-Teilnehmerfeld war die Qualifikation ein Hingucker. Weil nahezu jedes Team gemeldet hatte, war das Teilnehmerfeld mit vier bisherigen Turniersiegern und einer internationalen Wildcard so stark besetzt, dass sich etablierte Hauptfeldteams nun plötzlich in der Quali wiederfanden und sich das Hauptfeld erst erarbeiten mussten.

Souverän lösten Lorenz/Stadie ihre Aufgabe, erwischten ein richtig gutes Spiel und wiesen Kubo/Wegner in die Schranken. Nicht so gut lief es dagegen für Harms/Harms, die vom Interimsteam bestehend aus Lui Wüst und Niklas Held auf dem falschen Fuß erwischt wurden und ihre Zelte in München früh abbrechen mussten.

Mit Turnierbeginn lief dann plötzlich vieles durcheinander. Held/Wüst gaben ihr Erstrundenspiel nach verlorenem ersten Satz auf Grund von gesundheitlichen Problemen auf, nur um am Folgetag ihr Spiel gegen Reinhardt/Sievers zu gewinnen, die wiederum selbst ihre eigene Gesundheit als größten Gegner hatten, weil Milan Sievers mit seinem Kreislauf zu kämpfen hatte. Die bisherigen Überflieger der Saison mussten also das Turnier auf dem 7. Platz beenden, nachdem sie schon die Neuauflage des Vorwochen-Finals gegen Henning/Kirchner am Freitag deutlich verloren hatten.

Ein ähnliches Schicksal erging Jonas und Beni Sagstetter. Bereits in der ersten Runde war erkennbar, dass Beni Sagstetter nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, als sie gegen Just/Sowa das Nachsehen hatten. Zum nächsten Spiel konnten sie dann wegen Krankheit gar nicht erst antreten und mussten ihr Heim-Turnier unfreiwillig frühzeitig ebenfalls als Siebter beenden.
Dafür konnten die Spiele auf der Winner-Seite des Turnierbaums für große Unterhaltung sorgen. Zunächst gab es zwischen Henning/Kirchner und Pfretzschner/Winter das Duell mit dem Ex. Paul Henning, der die vergangene Saison noch gemeinsam mit Sven Winter bestritt, und Daniel Kirchner setzten dabei ihren Run aus der Vorwoche fort, als sie das Turnier gewinnen konnten, gewannen den ersten Satz noch etwas schmeichelhaft, aber den zweiten Satz dann letztendlich als besseres Team.

Im zweiten Winner-Viertelfinale trafen Just/Sowa, die Sieger aus dem zweiten Düsseldorfer Turnier, auf das norwegische Top-Team Berntsen/Mol, die sonst auf internationalen Turnieren der höchsten Kategorien unterwegs sind und lange im Rennen um die Qualifikation zu Olympia waren. Das deutsche Team konnte den Favoriten durchaus Paroli bieten und sogar einen Satz abknöpfen, musst sich am Ende aber knapp geschlagen geben.

Ihnen bot sich wenig später aber die zweite Chance gegen Held/Wüst ins Halbfinale einzuziehen, doch auch diese konnten sie nicht nutzen, weil Niklas Held ein überragendes Spiel erwischte und womöglich das beste Spiel seiner Karriere absolvierte. Der Sieg und das erste Halbfinale bei der ersten Hauptfeldteilnahme waren die Belohnung.
Vervollständigt wurde das Halbfinale durch Pfretzschner/Winter, die sich gegen die stark aufspielenden und gut dagegenhaltenden Stadie/Lorenz durchsetzen konnten.

Durch die vorherige Niederlage kam es aber zum Aufeinandertreffen zwischen Pfretzschner/Winter und Berntsen/Mol bereits im Halbfinale. Das in den Augen vieler im Vorfeld als Finale erwartete Spiel hielt, was es versprach. Doch Pfretzschner/Winter konnten nicht ganz an ihre From aus dem Frühjahr anknüpfen, als sie auf internationalen Turnieren sehr erfolgreich waren, was auch an schwierigen, von Krankheit geplagten Wochen im Vorfeld des Turniers lag, sodass sich die Norweger durchsetzen und ihren Platz im Finale buchen konnten.

Im zweiten Halbfinale setzten sich Henning/Kirchner gegen die Überraschung des Turniers Held/Wüst durch und standen so zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen im Finale.

Auch im Finale waren Berntsen/Mol nicht zu schlagen, trotz gutem Start in den ersten Satz für Henning/Kirchner ging die Crunch-Time an die Norweger, die sich in der Folge auch im zweiten Satz in der Mitte des zweiten Satzes absetzen konnten und das Spiel gewannen. Damit konnte mit den Norwegern seit einigen Jahren wieder ein Wildcard-Team den Titel der German Beach Tour gewinnen.

Die letzten zwei Turnier der German Beach Tour 2024 finden nach einer kurzen Pause in Kühlungsborn statt. Bis zum Start am 08.08. steht allerdings auch kein gänzlich freies Wochenende, denn neben den Olympischen Spielen gibt es in der Zwischenzeit auch ein Rock the Beach Turnier auf Borkum.

Für noch mehr Infos und einen ausführlicheren Rückblick auf das Turnier folge dem Sidecourt-Kommentar-Podcast und höre dir die neue Folge an, die unter der Woche erscheint.

Titelbild: Kevin Mattig

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