
Wenn man an Legenden im deutschen Volleyball denkt, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Georg Grozer. Der gebürtige Ungar hat in seiner Karriere vermutlich schon alles erlebt und fast genauso viel gewonnen. Im Podcast-Interview plaudert er offen aus dem Nähkästchen – über seine ehrliche Meinung zu Earvin Ngapeth, wie er seine Sicht auf Tobias Krick geändert hat, über beeindruckende Siege, aber auch dunkle Momente seiner Karriere.
Von Feindschaft zur Freundschaft: Ngapeth und Grozer
Besonders bemerkenswert ist die Freundschaft zu dem französischen Superstar Earvin Ngapeth, der ihm eine der bittersten Niederlagen seiner Karriere im Viertelfinale der Olympischen Spiele 2024 in Paris beibrachte. „Am Anfang konnte ich Earvin gar nicht leiden.“, gab der 41-Jährige offen zu. Doch ständige Duelle in den Top-Ligen der Welt führten dazu, dass beide begriffen, wie der andere tickt, und sich schließlich gegenseitig respektierten. Ihre Freundschaft ging sogar so weit, dass Georg auf Earvins Hochzeit eingeladen war, „was Earvin sehr respektiert hat.“
Konflikt in Russland: Erste Trainerprobleme
Trotz zahlreicher Erfolge mit Belgorod und schöner Erinnerungen in Russland, hatte Georg dort auch seinen ersten ernsthaften Konflikt mit einem Trainer. Als er 2017 zu Lokomotiv Novosibirsk wechselte, ahnte zunächst noch nichts davon. Doch sein bulgarischer Cheftrainer Plamen Konstantinov, der heute noch Lokomotiv trainiert, wollte ihn zu sehr verändern. „Er wollte meine ganze Spielweise ändern. Ich bin ein sehr geduldiger Mensch, mein Trainer ist mein Boss. Aber es gibt eine bestimmte Grenze, dann habe ich ihm meine Meinung gesagt.“

Als Konstantinov das nicht duldete, trennten sich die Wege. Grozer setzte sich nach einem Spiel in Belchatow in den Flieger, packte seine Sachen und landete um 3 Uhr morgens in Belgorod, wo er von hunderten Fans empfangen wurde.
Italienische Liga: Höhen und Tiefen
2020 schaffte er endlich den Schritt in die italienische Liga – zuvor hatte sich diese Chance einfach nicht ergeben. In Piacenza erlebte er aber das wohl dunkelste Kapitel seiner Karriere: „Dieses eine Jahr würde ich gerne aus meinem Gedächtnis ausradieren. Das war das schlimmste Jahr in meiner Karriere“, gibt der gebürtige Ungar zu, ohne näher auf die Gründe einzugehen.
In Monza sollte er jedoch zwei Jahre verbringen, „wovon die meisten Menschen nur träumen“, mit einer Präsidentin, die stets Verständnis für die Spieler hatte und sie frei aufspielen ließ, ohne sie ständig unter Druck zu setzen.
Die deutsche Nationalmannschaft: Erfolg und Rückschläge
Seine längste Odyssee schrieb Grozer mit der deutschen Nationalmannschaft, mit der er zahlreiche Höhen, aber auch Tiefen erlebte. Nach der gescheiterten Olympia-Qualifikation 2020 blickt er immer noch konsterniert zurück: „Wir waren mental nicht stark genug.“
Doch es gab Spieler, die ihn nachhaltig beeindruckten. „Ich weiß noch, Tobias Krick, als er geweint hat, als wir die Olympia-Quali nicht geschafft haben. Ich dachte immer, ihn interessiert das einerseits nicht.“ Doch dann arbeitete Krick hart an sich, und gemeinsam mit vielen anderen schrieb Grozer eine Geschichte, die in der erfolgreichen Olympia-Qualifikation für Paris und dem Einzug ins Viertelfinale mündete.
Zukunft als Trainer?
Ob Grozer einmal Trainer werden möchte? „Ich werde alles dafür tun. Aber mittlerweile ist es in Deutschland schwierig, einen Trainerschein zu bekommen.“ Seinen Teamkollegen gibt er bereits jetzt Tipps und vermittelt ihnen viel Wissen, ebenso wie Kindern und Jugendlichen. „Ich weiß aber nicht, ob ich von meinen eigenen Kindern mal Trainer werden möchte, weil das ist immer ein bisschen unangenehm. Aber ich wäre einfach glücklich, wenn ich dem Volleyball erhalten bleiben könnte.“
Das ganze Interview mit Georg Grozer und vielen weiteren Themen gibt es hier zu hören:



