Beachvolleyball

Niederländischer Verband verteidigt verurteilten van de Velde

Der niederländische Volleyball-Verband äußert sich zum verurteilten Sexualstraftäter Steven van de Velde, nachdem durch seine erfolgreiche Olympia-Qualifikation von ausländischen Medien wieder vermehrt zu seiner Tat berichtet worden ist.

Das war passiert

Van de Velde hatte im August 2014 in London als damals 19-jähriger mit einem 12-jährigen Mädchen Geschlechtsverkehr, dessen Tat in Großbritannien rechtlich als Vergewaltigung bewertet wird. Er suchte über Facebook Kontakt zu dem Mädchen auf und ist schließlich drei Monate später aus Amsterdam angereist um sie in Milton Keyes zu treffen. An dem Abend soll er ihr auch Alkohol verabreicht haben. Im Januar wurde er in den Niederlanden verhaftet und der britischen Justiz übergeben. Er wurde für vier Jahre Haft verurteilt, wovon er zwei Jahre nach der Tat 13 Monate, größtenteils in einem britischen Gefängnis, absaß.

Verband unterstützt van de Velde

Mit der geglückten Qualifikation von Immers/van de Velde für die Olympischen Spiele in Paris kehrten nun wieder vermehrt Artikel zu seiner Tat auf. Auch der deutsche Focus berichtete darüber. Dadurch sah sich der niederländische Volleyball-Verband wohl gezwungen, van de Velde in Schutz zu nehmen. Die Unterstützung wird u. A. damit begründet, dass sich „auf den Rat von Experten“ verlassen wird, die das „Risiko eines Rückfalls als gleich Null einschätzen“. Zudem kehrte van de Velde „unter fachkundiger Anleitung, unter anderem durch Bewährungshilfe und Trainer, schrittweise in den Spitzensport zurück.“ In mehreren Medien habe er Reue gezeigt und sagt selbst dazu „Es war der größte Fehler meines Lebens.“ Auch mit seinem weiteren Verhalten, gäbe es „keinen Grund, an ihm zu zweifeln.“

Steven van de Velde in Ostrava. Foto: Volleyball World

Sollten verurteilte Straftäter an den Olympischen Spielen teilnehmen?

Die Entscheidung des Verbandes musste wohlüberlegt sein. Denn in der Olympischen Charta (S. 44) heißt es, die Auswahl der Athleten „hat sich nicht allein auf die sportlichen Leistungen eines Athleten, sondern auch auf seine Eignung zu gründen, der sporttreibenden Jugend seines Landes als Vorbild zu dienen.“ Der IOC äußerte sich zur Nominierung noch nicht. Bei der Einkleidung des niederländischen Sportbundes war er aber anwesend.

Meinung

Es ist unbestreitbar, dass die Tat van de Veldes abscheulich und in keinster Weise zu rechtfertigen ist. Daher stellt sich für mich lediglich die Frage, wie man mit solchen Athleten umgehen soll, die sich strafbar machten, ihre Strafe absaßen und wieder an ihr vorheriges Leben anknüpfen wollen.

Im sportlichen Kontext hat er sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen und ist in puncto Beachvolleyball sicherlich nach wie vor ein Vorbild für viele junge Sportler*innen. Doch kann ich seinen Umgang mit dem Thema nicht gutheißen, sich immer nur zu äußern, wenn es wieder hochgekocht wird. Zwar zeigt er mit seinen Aussagen Reue, doch ist sie stets nur auf sich selbst bezogen. Er bereut, dass er ein Jahr seines Lebens in Haft verbringen musste und es dann schwer für ihn war, nicht mehr von allen gemocht zu werden. An keiner Stelle versetzt er sich in die Lage des Opfers oder tut auch nur irgendetwas, damit solche Taten nicht mehr begangen werden.

Der öffentliche Fokus war nach seiner Rückkehr ohnehin auf ihn gerichtet, so hätte er diese doch nutzen, und z. B. auf Organisationen aufmerksam machen können, die sich um solche Opfer kümmern. Er hatte an ebensolche spenden können. Er hätte auch das Ressentiment torpedieren können, dass „einvernehmlicher“ Sex mit Minderjährigen tolerierbar ist. Er hätte bei jungen Mädchen Aufklärungsarbeit leisten können. Oder er hätte sich bei dem Mädchen einfach entschuldigen können. Öffentlich.

Für mich stellt er mit dem Umgang seiner Tat und seinem Verhalten daher kein Vorbild dar und ist damit einfach jemand, der gut Beachvolleyball spielt.

Update: Van de Velde wird in Paris nicht ins Olympische Dorf einziehen.

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Titelbild: Volleyball World

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