Ehlers/Wickler treffen auf Mol/Sørum im Halbfinale
Zwölfter Wettkampftag – Spannung kam nur selten auf, zu groß waren die Unterschiede zwischen den Top-Teams und den Underdogs, die sich regelmäßig mit Upsets überhaupt in das Viertelfinale gespielt hatten.
Von Jonathan Rott
Wenig Probleme für Frauen-Favoritinnen
Die Kanadierinnen Melissa/Brandie lösten im ersten Spiel des Tages ihre Aufgabe gegen die Spanierinnen Alvarez/Moreno souverän, haben sich nach Stotter-Start in das Turnier gefangen und werden ihrer Setzung und den Erwartungen im Vorfeld mittlerweile gerecht. Die beiden sich von der Spielanlage ähnelnden Teams egalisierten sich regelmäßig, wobei die Kanadierinnen das abgeklärtere Team waren und sich besonders in der Crunch-Time absetzen konnten und beide Sätze für sich entschieden. Der märchenhafte Run der jungen Spanierinnen ist damit beendet, Melissa/Brandie hingegen stehen im Halbfinale.
Das deutlichste Spiel des Tages lieferten sich die Brasilianerinnen Ana Patricia/Duda gegen die Müller/Tillmann-Bezwingerinnen Tina/Anastasija aus Lettland. Obwohl die Gold-Favoritinnen aus Brasilien mit 0:6 einen amtlichen Fehlstart hinlegten, stellte dies kein Hindernis auf dem Weg zu einem Erdrutsch-Sieg dar. Schon bei 7:7 war der Score wieder ausgeglichen und der brasilianische Einbahnstraßen-Beachvolleyball sollte sich nur noch fortsetzen. Mit 21:16 ging der erste Satz an Ana Patricia/Duda, der zweite Satz war mit 21:10 sogar noch deutlicher. Im Interview nach dem Spiel erkannten Tina/Anastasija an, dass für sie in dem Spiel nichts zu holen war und gaben sich zufrieden mit dem Verlauf ihres Olympischen Turniers.
Die besten Teams setzen sich durch
Bei den Männern sahen die Spiele im Hinblick auf die Spannung nicht wirklich anders aus. Die Norweger Mol/Sørum, amtierende Olympiasieger, ließen den Spaniern Herrera/Gavira keine Chance. In einer fast schon langweiligen Konstanz und Dominanz spielten die Norweger das Spiel problemlos runter, machten das notwendige, aber wendeten auch nicht mehr Kraft auf, als sie mussten und gewannen hoch verdient in zwei Sätzen. Sichtlich ergriffen genossen die Spanier nach dem Spiel die Stimmung auf dem Feld. Nach sechs Olympia-Teilnahmen für Pablo Herrera (vier für Gavira) war dies der letzte Auftritt im olympischen Sand für den 42-jährigen.
Im letzten Spiel des Tages standen sich die Katarer Cherif/Ahmed und die US-Amerikaner Partain/Benesh gegenüber. Die US-Boys hatten Probleme mit ihrem Spielaufbau, wollten aber um jeden Preis an ihrer Taktik festhalten den Option-Ball zu forcieren. Im Interview erklärten sie, dass entweder der Option-Ball funktioniert oder sie mit wehenden Fahnen untergehen würden („Live or die by it“). Auch aus Drucksituationen spielte Benesh seine Annahmen hoch an, Partain versuchte aus schlechten Situation anzugreifen, was zu selten von Erfolg gekrönt war. Die US-Amerikaner konnten zwar immer wieder selbst Breaks sammeln und mit ihrer guten Block-Feldabwehr Akzente setzen, aber die ungeschlagenen Katarer machten ihre Sache auch in diesem Spiel wahnsinnig gut, sodass die US-Amerikaner früh erkennen mussten, dass für sie nichts zu holen war. Nach Tokio 2021 stehen die Katarer also wieder im Olympischen Halbfinale.
Was am Donnerstag wichtig wird
Am Donnerstag werden alle vier Halbfinals ausgetragen – einschalten ist also Pflicht! Livestreams hier.
Die deutsche Hoffnung auf eine Medaille, Ehlers/Wickler, starten um 18 Uhr gegen Mol/Sørum, in das Halbfinale. Erinnerungen werden dabei wach an das epische WM-Halbfinale 2019 in Hamburg, bei dem Clemens sich, damals noch mit Julius Thole, gegen die Norweger durchsetzen konnte und ins Finale einzog. Es wird eine Leistung aus dem allerhöchsten Regal für die beiden Deutschen brauchen, um die Norweger in Verlegenheit zu bringen, die sich in perfekter Verfassung präsentieren, aber auch noch nicht richtig gefordert wurden – vielleicht eine Chance für die Deutschen sie zu überraschen und auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Auch die restlichen Matches versprechen Hochklasse und Spannung. Die Schweden Åhman/Hellvig treffen im Re-Match aus der Gruppe auf die Katarer Cherif/Ahmed. Schon damals fiel die Entscheidung mit 18:20 im Tiebreak für die Katarer.
Bei den Frauen treffen die Schweizerinnen Hüberli/Brunner auf die Kanadierinnen Melissa/Brandie und gehen in dieses Spiel aufgrund der bisherigen Leistungen im Turnier als großer Favorit.
Das “perfekte” Finale könnten die Brasilianerinnen Ana Patricia/Duda gegen die Australierinnen Mariafe/Clancy vervollständigen. Zusammen mit Hüberli/Brunner sind die Brasilianerinnen die einzigen im Turnier verbliebenen ungeschlagenen Teams, aber sowohl Melissa/Brandie, als auch Mariafe/Clancy, Silbermedaillengewinnerinnen aus Tokio, sind nicht zu unterschätzen und können für einen Upset sorgen.
Für noch mehr Infos und einen ausführlicheren Rückblick auf das Turnier folge dem Sidecourt-Kommentar-Podcast und höre dir die neue Folge an, die unter der Woche erscheint.
Titelbild: Volleyball World