Huster/Sagstetter gewinnen beim Saisonabschluss der German Beach Tour
Das achte und letzte German Beach Tour Turnier ist beendet. Am vergangenen Wochenende konnten nicht nur die letzten Punkte für die Qualifikation zu den deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand gesammelt werden, sondern auch zum letzten Mal für dieses Jahr die Pokale der GBT in die Höhe gestreckt werden, bevor die Saison – zumindest national – ihr Ende findet.
Von Jonathan Rott
Am Donnerstag fielen in der Qualifikation nicht nur die Entscheidungen über die Hauptfeldteilnahme, es wurden auch die letzten Punkte für die Qualifikation zu den deutschen Meisterschaften vergeben. Nur noch Außenseiterchancen hatten dabei Gangey/Hesse, die ein absolutes Top-Ergebnis benötigten, um sich noch für die DM zu qualifizieren, ähnliches galt für Sarnighausen/Schmitt. Beide Teams verpassten das Hauptfeld allerdings, wobei letztere auch nicht für die DM gemeldet hatten, weil die Teilnahme für das Duo nicht umsetzbar ist.
Durchsetzen konnten sich am Ende dann die gewohnten und bekannten Teams Barber/Gernert und Klatt/Schwarz. Letztere spielten bei allen acht Tour-Stops die Qualifikation und waren dabei zum fünften Mal erfolgreich.
So bildete sich im Vergleich zur Vorwoche ein ähnliches Teilnehmerfeld bei den Frauen ab, mit dem Unterschied, dass statt den Siegerinnen Behlen/Schulz nun Ittlinger/van de Velde wieder dabei waren.
Was die Ergebnisse betraf, wurde dennoch einiges durcheinandergewürfelt, kaum ein Team erzielte dieselbe Platzierung wie noch beim Turnier am vorangegangenen Wochenende.
Nach dem enttäuschenden letzten Platz und zwei Niederlagen konnten Christ/Grüne zumindest direkt ihr erstes Spiel gewinnen, präsentierten sich bei nach wie vor windigen Bedingungen verbessert, verpassten aber das Halbfinale nach zwei Niederlagen erneut und konnten damit national nicht an ihre Erfolge anknüpfen, die sie mit drei internationalen Future-Turniersiegen einfahren konnten und auch für die deutschen Meisterschaften nicht zusätzliches Selbstvertrauen sammeln.
Ein weiteres Team, dass womöglich überraschend das Halbfinale verpasste waren Kunst/Paul. In der Vorwoche noch mit dem Finaleinzug nah dran am Turniersieg, verließ das Interimsteam in den entscheidenden Situationen das Glück. Zwar konnten sie an die gezeigte Leistung anknüpfen, schlugen deutlich Schneider/Walkenhorst, aber konnten beide Chancen auf das Halbfinale nicht nutzen. Äußerst bitter dabei ist, dass beide Niederlagen nicht nur knapp, sondern auch höchst ärgerlich waren, denn sowohl gegen Ittlinger/van de Velde als auch gegen Barber/Gernert führten sie im Tiebreak bereits komfortabel, gaben diese Führung dann aber in beiden Spielen noch aus der Hand und verloren jeweils in der Verlängerung.
Stattdessen zogen unter anderem Barber/Gernert ins Halbfinale ein, die sich im Vergleich zur Vorwoche, in der nicht viel zusammenlief, steigern konnten, und sich mit dem Einzug in das Halbfinale belohnten. Dort trafen sie auf Schürholz/Uhl, die das nächste starke Turnier spielten und den für ein vergleichsweise junges Team erwartbaren Ausrutscher auch dieses Mal ausließen. Mit beeindruckender Konstanz, viel Selbstverständnis und einer Portion Unbekümmertheit war damit auch in dieser Woche das Rezept für ein erfolgreiches Turnier angerichtet, sodass auch das Halbfinale ohne großen Wackler vom Team gewonnen werden konnte, was nach wie vor die Erfolgswelle reitet.
Im zweiten Halbfinale trafen dann Schneider/Walkenhorst auf die Seriensiegerinnen Ittlinger/van de Velde. Auch wenn Ittlinger/van de Velde sportlich besser waren und ungefährdet das Spiel gewinnen konnte, hatte das Spiel dennoch eine besondere Note. Denn nachdem Kira Walkenhorst bereits ihr Karriereende nach der Saison ausgerufen hatte, erklärte auch Isa Schneider während des Turniers in Kühlungsborn, dass sie ihre lange, erfolgreiche und illustre Karriere nach den deutschen Meisterschaften beenden werde. Nach ihrer Niederlage wurde die beiden Größen des Sportes noch einmal gewürdigt, die damit ihr letztes Spiel bei einer German Beach Tour bestritten hatten. Ergriffen und emotional verabschiedeten sie sich von den Fans, bevor beim dann tatsächlich letzten Turnier der große Abschied bevorsteht.
Im Finale standen sich dann Ittlinger/van de Velde und Schürholz/Uhl gegenüber. Dieses Duell war kein gewöhnliches, sondern mit Brisanz gefüllt, denn die beiden Youngstars hatten Ittlinger/van de Velde noch vor zwei Wochen ein Schnippchen geschlagen, als diese Teams bereits beim Future in Brüssel im Halbfinale aufeinandertrafen, dort mit dem besseren Ende für Schürholz/Uhl. Und auch in Kühlungsborn konnten Schürholz/Uhl den ersten Satz gewinnen, aber Ittlinger/van de Velde wussten sich zu wehren, gewannen den umkämpften zweiten Satz dann noch knapp, aber ließen im Tiebreak dann nichts mehr anbrennen – die Revanche war geglückt. Damit schlagen die Seriensiegerinnen wieder zu und holen sich den dritten gemeinsamen Titel beim vierten Anlauf. Mit dem erneuten Triumph untermauern sie ihre Ambitionen auch in Timmendorf (weit oben) auf dem Treppchen zu stehen. Ob der Gruppenname bei WhatsApp mit „Road to German Champions“ zu hoch gegriffen, oder nur selbstbewusst ist, wird sich bereits in wenigen Tagen zeigen.
Bei den Männern gab es auch bereits in der Quali die ersten Ausrufezeichen. Ahr/Henrichs setzen sich überraschend in der Quali durch, gewannen zwei Spiele, unter anderem gegen Kubo/Wegner und lösten ihr erstes gemeinsames Ticket fürs Hauptfeld. Als zweites Team bestätigten Held/Nissen ihre Formkurve und zogen zum zweiten Mal in Folge ins Hauptfeld ein. Damit ist auch klar, dass Peemüller/Rietschel die Teilnahme an den deutschen Meisterschaften aller Voraussicht nach verpassen werden, nachdem es im vergangenen Jahr noch knapp auf den letzten Drücker gereicht hatte.
Für beide erfolgreichen Quali-Teams war das Hauptfeld dann aber eine Nummer zu groß, ein weiteres Spiel konnten weder Ahr/Henrichs noch Held/Nissen gewinnen.
Das restliche Teilnehmerfeld der Männer war auch mit Besonderheiten gespickt. Durch das bevorstehende Elite-Turnier in Hamburg und damit zusammenhängenden Teamkonstellationen spielte Robin Sowa mit Beni Sagstetter, weil Max Just als eigentlicher Partner von Robin mit Paul Henning die internationalen Turniere spielte. Jonas Sagstetter, der nun ohne Bruder und Partner war, spielte daraufhin mit Philipp Huster, was wiederum dazu führte, dass nun Lui Wüst sich mit Dani Kirchner zusammenschloss, der ebenfalls ohne Partner für das Wochenende verblieb.
Besonders das letztgenannte Interimsteam Kirchner/Wüst, welches aus zwei Abwehrspielern bestand, hatte dabei unfassbar viel Pech in den entscheidenden Situationen. Sowohl in der ersten Runde als auch im Viertelfinale auf der Loser-Seite brachten äußerst unglückliche Szenen sie um ihren verdienten Lohn. Nicht auflösbare Challenges, die zu Punktgewinnen für die Gegner führten, oder umstrittenen Entscheidungen waren ihnen im Weg, sodass sie den Einzug ins Halbfinale verpassten, obwohl das Hybrid-Interimsteam immer wieder für Spektakel sorgte und auch im Block Zugriff hatte, besonders bei Lui Wüst überraschend effektiv.
Früh im Turnier kam es auch zum heiß ersehnten Sagstetter-Clash. Weil beide Teams, also sowohl B. Sagstetter/Sowa, als auch Huster/J. Sagstetter innerhalb der ersten Runden ein Spiel verloren, trafen sie im Duell um das letzte Halbfinal-Ticket aufeinander, wobei nur einer weiterkommen konnte. Zum ersten Mal seit vielen Jahren und überhaupt nur zum zweiten Mal (davor nur bei einer U-Meisterschaft) fanden sich also die Brüder in einem Spiel auf unterschiedlichen Seiten des Netzes wieder. Gegen die im Laufe des Spiels und des Turniers immer besser werdenden Huster/Sagstetter waren Beni Sagstetter und Robin Sowa am Ende machtlos, wobei besonders Jonas mit Aufschlägen und Philipp mit Blocks die entscheidenden Faktoren für den Sieg darstellten.
Im ersten Halbfinale spielten dann zunächst Lorenz/Stadie gegen Reinhardt/Sievers. Nachdem Reinhardt/Sievers in der Vorwoche noch große Probleme mit den Witterungs- und Windbedingungen an der Küste hatten, spielten sie an diesem Wochenende deutlich stabiler. Für das nächste Top-Ergebnis sollte es dennoch nicht reichen, denn Lorenz/Stadie waren an diesem Wochenende eine Stufe besser. Damit beendeten Reinhardt/Sievers zum ersten Mal in der Saison ein Turnier nicht als Letzter oder Final-Teilnehmer. Lorenz/Stadie hingegen belohnen sich für eine starke und ausgeglichen gute Saison mit dem zweiten gemeinsamen Finale.
Das zweite Halbfinale trugen Harms/Harms und Huster/Sagstetter gegeneinander aus. Manu und Yannick Harms spielten das nächste positive Turnier, zeigten das sie mit den Bedingungen mit am besten zurechtkamen und standen damit bereits zum vierten Mal in dieser Saison im Halbfinal. Dort war allerdings abermals Endstation, denn trotz couragierter Leistung reichte es am Ende nicht gegen Huster/Sagstetter, die trotz verkorkstem zweiten Satz das Spiel für sich entscheiden konnten und ins Finale einzogen.
Im Finale hofften dann alle vier Akteure auf den großen Wurf. Für Jonas Sagstetter war es das erste Finale auf der GBT in dieser Saison, für alle vier Spieler wäre es der Titel des Jahres gewesen, für Momme Lorenz sogar der erste überhaupt. Von möglicher Nervosität war dennoch nicht viel zu sehen, Kleinigkeiten sollten den Unterscheid machen. Letztendlich waren es Huster/Sagstetter, die selbst weniger Fehler im Spielaufbau machten und die Fehler auf der Gegenseite von Lorenz/Stadie konsequent ausnutzen konnten, um sich in zwei knappen Sätzen jeweils in der Crunchtime den entscheidenden Vorsprung zu erarbeiten und die ersehnte Trophäe sichern zu können. Mit dem gewonnen Selbstvertrauen geht es für die beiden damit zum Elite-Turnier in Hamburg und ein weiteres Mal geht ein Titel an ein Interimsteam.
Nach einer kurzen Atempause von einer Woche, die wiederum vom Elite16-Turnier in Hamburg am Rothenbaum gefüllt wird, geht es weiter mit den Deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand. Das Turnier, bei dem vom 29.08.-01.09. die nationalen Titel vergeben werden, stellt gleichzeitig auch den Abschluss der Beachvolleyball-Saison 2024 dar – sportliche und emotionale Höhepunkte sind garantiert.
Für noch mehr Infos und einen ausführlicheren Rückblick auf das Turnier folge dem Sidecourt-Kommentar-Podcast und höre dir die neue Folge an, die unter der Woche erscheint.
Titelbild: Justus Stegemann