International

Egonu muss heftigen Gegenwind ertragen

Nachdem die italienische Diagonalangreifern Paola Egonu ihre Unterschrift unter den Vertrag von Vero Volley Monza gesetzt hat, wird sie von der Tageszeitung „Libero“ heftig kritisiert und muss sich sogar Forderungen gefallen lassen.

Die Vorgeschichte

Letzten Herbst hatte Egonu nach einem Spiel der italienischen Nationalmannschaft schon ihren Rücktritt angekündigt, sprach dann aber doch von einer „Pause“. In einem Handyvideo wurde ein emotionaler Ausbruch von der Volleyballerin festgehalten, der für großen Wirbel in Italien sorgte. Da die italienische Nationalmannschaft nach einer schwächeren Leistung der Italienerin im Halbfinale der Volleyball-WM ausgeschieden war, musste sie sich teils rassistische Vorwürfe einiger Zuschauer anhören. In einem späteren Interview fragte sie sich, warum sie „solche Menschen repräsentieren muss“ und löste damit eine Rassismus-Debatte aus.

Zurück nach Italien

Nach einem Jahr in der Türkei bei VakifBank Istanbul wechselt sie nun wieder in die Serie A1 und erhält ein ordentliches Salär. Deshalb titelt die italienische Tageszeitung: „Der Kampf gegen Rassismus ist eine Million Euro wert“ und wirft der italienischen Volleyballerin vor, durch den Wechsel nach Mailand alle Ideale über Bord geworfen zu haben. „Denn jetzt kennen wir den Preis, den Sie für Ihre Ideen zahlen: eine Million pro Jahr„, heißt es weiter. Egonu soll im neuen Verein 800.000 Euro im Jahr inklusive Boni erhalten, etwa so viel wie bei ihrem jetzigen Club VakifBank.

Forderungen an Egonu

Schließlich stellt die Zeitung sogar Forderungen an die Italienierin nigerianischer Abstammung: „Jetzt hören Sie bitte auf mit der Empörung über ein rassistisches Italien, das nur in Ihrem Kopf existiert, hören Sie auf, das Opfer zu spielen, wo Sie doch alles und mehr von diesem Land bekommen haben.“ Und weiter: „Wir würden uns wünschen, dass Egonu bei ihrem ersten Interview anlässlich ihrer Rückkehr in die Türkei ihren Fehler zugibt und sich dafür entschuldigt, dass sie ein Land beleidigt hat, das nicht rassistisch ist.“ Es gibt noch absurdere Absätze, die ich an dieser Stelle nicht weiter zitieren möchte.

Meinung

Natürlich ist überhaupt nichts perfide daran, in sein Heimatland zurückzukehren, nachdem man dessen Gesellschaft kritisiert hat. Ob man dafür ein hohes Gehalt erhält oder nicht. Klar ist es kontraproduktiv, ein ganzes Land über einen Kamm zu scheren. Aber sich für reale Erfahrungen entschuldigen zu müssen, die Egonu leider aufgrund ihrer Hautfarbe machen musste, machen diese Erfahrungen nicht ungeschehen. Der Artikel zeigt leider sehr gut, wie Sensations-Journalismus und Populismus in Italien funktionieren. Immerhin auch, welchen hohen Stellenwert Volleyballstars dort genießen. Es wäre wohl das Beste, wenn Egonu überhaupt nicht auf die Forderungen eingeht und den Artikel ignoriert. Das ärgert solche Leute doch am meisten.

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2 Gedanken zu „Egonu muss heftigen Gegenwind ertragen

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