Dramatisches Olympia-Aus für Müller/Tillmann – Kloth/Nuss scheitern überraschend
Wettkampftag #10 – die Achtelfinals sind rum, die Viertelfinals stehen vor der Tür. Nicht mehr dabei ist das deutsche Team Müller/Tillmann, denen in einem dramatischen Spiel kein Happy End vergönnt war.
Von Jonathan Rott
Dramatisches Olympia-Aus für Müller/Tillmann
Im ersten Spiel des Tages um 9 Uhr morgens waren Müller/Tillmann gegen die Lettinnen Tina/Anastasija gefordert. Bereits im Vorfeld war es ein eng einzuschätzendes Spiel, bei dem voraussichtlich das Team sich durchsetzen würde, welches die bessere Tagesform erwischte.
Der Beginn war auf deutscher Seite von Nervosität geprägt. Mit Fehlern in der Annahme und im Angriff von Svenja Müller, sah sich das deutsche Duo einem 1:5-Rückstand hinterherrennen. Cinja Tillmann war gefordert ihre Partnerin bestmöglich zu unterstützen, die in der Annahme weiter attackiert wurde. Mit eigenen Breaks durch Asse gegen Anastasija Samoilova kämpfte sich das deutsche Duo in das Spiel zurück. Die konsequenteren Aktionen im ersten Satz waren dennoch bei den Lettinnen, die sich den ersten Satz mit fünf Blocks und drei Assen deutlich sichern konnten.
Im zweiten Satz steigerten sich Müller/Tillmann, sowohl in Annahme und Sideout, als auch in der Block-Feldabwehr. Cinja hatte nahezu ausschließlich gute Kontakte, gab damit Svenja die Zeit ins Spiel zu finden, sodass der zweite Satz an das deutsche Duo ging.
Der Tiebreak war dann hart umkämpft, mit zunächst leichten Vorteilen für Deutschland. Allerdings verlieren Müller/Tillmann kurz ihren Flow, und die Lettinnen drehen den Spielstand von 9:7 auf 10:12. Aber auch davon ließen sich die Deutschen nicht unterkriegen, wehrten Matchbälle ab und erspielten sich sogar einen eigenen Matchball. Wie aber auch davor das gesamte Spiel über gaben die Lettinnen nie klein bei, hielten extrem viele Bälle am Leben und erkämpften sich den Sieg.
Auch wenn für Müller/Tillmann das Turnier beendet ist, haben sie sich stark zurückgekämpft sich, wie auch im Interview nach dem Spiel geäußert, nichts vorzuwerfen, sondern alles gegeben und ein ordentliches Turnier gespielt.
Frauen-Duelle
Die verrückteren Spiele fanden am zweiten Achtelfinaltag im Frauenfeld statt. Das Match zwischen den Spanierinnen Alvarez/Moreno und den Niederländerinnen Stam/Schon war ähnlich knapp und spannend, aber alles andere als hochklassig und als zähe Kost nur etwas für Liebhaber von Abwehrschlachten und langen Ballwechseln. Beide Abwehrspielerinnen hatten, möglicherweise auch aufgrund des tiefen Sandes, große Probleme ihre Angriffe aus dem Sideout durchzubringen, besonders Raisa Schoon konnte über weite Strecken selbst blockfrei keine Punkte erzielen, sondern versuchte, wenn möglich, ihrer Partnerin Katja Stam zweite Bälle anzuspielen. Der spanische Blockpull war immer wieder erfolgreich, Moreno diejenige die ihr Sideout zuerst stabilisieren konnte, sodass die Spanierinnen sich nach Satzrückstand noch den Sieg holten.
Dort treffen sie auf die Kanadierinnen Melissa/Brandie die nach mittelmäßigen Auftritten in der Gruppenphase das Upset gegen die bis dato stark aufspielenden Kloth/Nuss aus den USA schafften, die ein fast schon sicherer Tipp für eine Medaille waren. Das verrückte Spiel, welches auch von Fehlern lebte, ist am besten damit zusammenzufassen, dass von insgesamt 79 gespielten Punkten ganze 40 per Break gewonnen wurden, also mehr als die Hälfte. Die Kanadierinnen erzeugten Breaks unter anderem durch ihre Aufschläge, die Kloth in der Annahme zu Fehlern zwangen. Beide Teams sammelten außerdem Breaks durch Blocks und Abwehraktionen der Weltklasse-Defenderinnen. Letztendlich konnte Kristen Nuss ihre am heutigen Tag zu fehleranfällige Partnerin Taryn Kloth nicht kompensieren, der Traum einer Olympia-Medaille für das US-Team damit beendet.
Im letzten Frauenspiel des Tages trafen die Brasilianerinnen Ana Patricia/Duda auf die japanische Gummiwand Akiki/Ishii. Ihr Spielkonzept sich bei jeder Gelegenheit zu lösen ging, im Gegensatz zu den Duellen in den vorherigen Runden, gegen die Brasilianerinnen nicht auf, weil die sich darauf verstanden druckvoll anzugreifen.
Männer-Begegnungen
Bei den Männern setzten sich im ersten Spiel die spanischen Altmeister Herrera/Gavira gegen die Polen Bryl/ Łosiak durch. Bartosz Łosiak erwischte ähnlich wie schon im letzten Gruppenspiel gegen Ehlers/Wickler ein schlechteres Spiel und konnte gegen die Sideout-Maschinen Herrera/Gavira, die wie gewohnt wenig eigene Fehler machten, wenig eigene Akzente setzen.
Im Viertelfinale treffen sie auf die Norweger Mol/Sørum, die im Schongang erfolgreich waren. Gelegentlich schlichen sich Nachlässigkeiten ein, aber sie hatten jederzeit die Möglichkeit 2-3 Gänge hochzuschalten, wann immer es notwendig wurde.
Ähnlich dominant und ungefährdet konnten auch die Katarer Cherif/Ahmed durchsetzen. Gegen die chilenischen Cousins Grimalt/Grimalt, bestätigten sie ihre wiedererlangte Form und ließen keine Spannung aufkommen.
Nächster Gegner werden die US-Amerikaner Partain/Benesh sein, die sich nach dem Trainerrauswurf vor dem letzten Gruppenspiel weiter verbessern und ihren Spielrhythmus zurückfinden. Zurückbesonnen auf ihre alte Stärke, die Annahme als Option anzuspielen, wie es auch die Schweden machen, gewannen sie gegen die Italiener Cottafava/Nicolai, die ihre starke Leistung aus dem Gruppenspiel gegen ebendiese Schweden nicht reproduzieren konnten, deutlich weniger Druck im Aufschlag machten und selbst von Andy Benesh insgesamt fünf Mal geblockt wurden.
Was am Dienstag wichtig wird
Am Dienstag beginnen bereits die Viertelfinals. Ausgetragen werden aber nur vier Spiele, beginnend ab 17 Uhr. Dann wird aber direkt das letzte verbliebene deutsche Team, Ehlers/Wickler antreten, die gegen die Niederländer Boermans/de Groot, um den Einzug in das Halbfinale kämpfen und sich die große Chance auf eine Medaille erarbeiten wollen. Beide Teams präsentierten sich stark und sind absolut auf Augenhöhe, aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Tagesform entscheiden.
Außerdem treffen die Brasilianer Evandro/Arthur auf die Schweden Åhman/Hellvig. Es wird besonders auf den bisher starken Aufschlag der Brasilianer ankommen und ob sich die Schweden im Turnierverlauf weiter steigern können.
Auf der Frauenseite ist das Duell der starken Schweizerinnen Hüberli/Brunner gegen die Weltmeisterinnen Hughes/Cheng das Highlight des Tages um 22:00 Uhr. Beide Duos sind mit Ambitionen auf Edelmetall in das Turnier gegangen, für eines der Teams wird aber bereits vor dem Halbfinale Schluss sein.
Vorher hat bereits das andere Team aus der Schweiz Esmée/Zoé die Chance darauf sensationell ins Halbfinale einzuziehen, gegen die Australierinnen Mariafe/Clancy, Silbermedaillengewinnerinnnen aus Tokio. die nach der nächsten Medaille schielen.
Für noch mehr Infos und einen ausführlicheren Rückblick auf das Turnier folge dem Sidecourt-Kommentar-Podcast und höre dir die neue Folge an, die unter der Woche erscheint.
Titelbild: Volleyball World