Die Deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften ziehen um: Ab 2026 wird das Finalturnier im Revierpark Wischlingen in Dortmund ausgetragen. Damit endet eine Ära – nach 33 Jahren am Timmendorfer Strand.
Vom 27. bis 30. August 2026 wird Dortmund erstmals Gastgeber der Beach-DM. Der Wechsel ist Teil einer Neuausrichtung durch die NBO Event GmbH und den Deutschen Volleyball-Verband. Gemeinsam will man die Veranstaltung auf „ein neues Level“ heben, wie DVV-Präsident Markus Dieckmann betont.
Mit bis zu 10.000 möglichen Zuschauerplätzen soll das Event deutlich wachsen. Im nächsten Jahr ist aber zunächst mit 6.500 Plätzen geplant. Zum Vergleich: Die letzten Meisterschaften am Timmendorfer Strand 2025 sind mit 4.301 Tickets bereits seit Januar ausverkauft.
Die Entscheidung kommt für viele überraschend – auch für die Spielerschaft. „Im ersten Moment: Dortmund? Also hatte ich noch nie mit Volleyball oder Beachvolleyball in Verbindung gebracht“, gibt Beachvolleyballer und Dauergast auf der deutschen Tour, Eric Stadie-Seeber, offen zu. Dennoch sieht er Chancen: „Timmendorf war eine Legende. Jetzt ist es wie bei allem von Spontent – ob es besser für Fans und Spieler ist, zeigt sich erst in den nächsten Jahren.“
Nicht alle jubeln über den Umzug
Spielerinnen wie Anna Behlen und Melanie Gernert können dem neuen Austragungsort wohl nicht ganz so viel abgewinnen – vor allem wegen der fehlenden Strandnähe. „Weniger Strand kann’s kaum geben… Ich werde Timmendorf vermissen!“, schreibt Anna Behlen in einem Kommentar auf Instagram. Und auch Gernert kommentiert augenzwinkernd: „Wir nennen es ab heute nur noch Freiluft-Volleyball.“
Veranstalter Alexander Walkenhorst setzt große Erwartungen in den neuen Standort: „Das Einzugsgebiet und die örtlichen Infrastrukturen bringen alles mit, um das Event in Größe und Strahlkraft weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, aus den Deutschen Meisterschaften das größte Beachvolleyballturnier der Welt zu machen.“
Damit findet die Beach-DM 2025 zum letzten Mal in Timmendorfer Strand statt. Die Verantwortlichen vor Ort zeigen sich trotz des Abschieds dankbar: „Nach 33 erfolgreichen Jahren mit Spitzensport und großartiger Stimmung blicken wir dankbar zurück. Gleichzeitig haben wir Verständnis für das Ziel des Verbandes, das Event weiterzuentwickeln – was hier vor Ort aufgrund der natürlichen Gegebenheiten leider nicht möglich ist.“
Aber auch Walkenhorst blickt mit gemischten Gefühlen auf die Entscheidung. „Klar, ich habe da auch ein schlechtes Gewissen. Ich beende schließlich eine Ära. Doch ich will die Sportart weiterentwickeln, bin Geschäftsmann.“, gab er gegenüber den Lübecker Nachrichten zu.
Ursprünglich zeigten Orte wie St. Peter Ording, Warnemünde und Berlin Interesse an der Austragung der Beach-DM. Am Ende blieben nur noch Hamburg, München, Düsseldorf und eben Dortmund im engeren Kreis. Düsseldorf bot angeblich sogar noch 180.000 Euro obendrauf – doch Dortmund konnte mit dem Gesamtkonzept eher überzeugen.
Neben der höheren Zuschauerkapazitäten ist wohl auch das wesentlich größere Einzugsgebiet in die Entscheidung miteingeflossen. Zudem wird durch bessere Übernachtungs-, und vor allem Camping-Möglichkeiten, auch ein gewisser Festival-Charakter des Turniers forciert. Etwas, von dem Walkenhorst schon häufiger geschwärmt hatte.
Meinung
Das Konzept der German Beach Tour mitsamt Ansprache einer jüngeren Zielgruppe (manche sprechen auch von „Ballermannisierung“) seit der Übernahme durch die Spontent-Verantwortlichen geht auf. Denn Fakt ist: Ausverkaufte Arenen mit Fans, die freiwillig Geld für ein GBT-Event zahlen, obwohl sie es kostenlos sehen können, gab es vorher nicht.
Daher ist schon jetzt absehbar, dass auch der neue Austragungsort funktionieren wird. Denn der Großteil der Zuschauer kommt nicht wegen des Meerblicks – sondern wegen des Drumherums: Spaß haben, Alkohol, Kostüme, Chorgesänge von Bennet Poniewaz, Wählscheibentelefone (?) und nebenbei ein bisschen Beachvolleyball schauen. Das ist die neue Devise.
Das mag nicht jedem gefallen. Doch diese neue Zielgruppe identifiziert sich mit den Spielerinnen und Spielern mindestens genauso sehr – wenn nicht sogar mehr – als frühere Generationen. Und mal ehrlich: Wer kann und will denn wirklich drei oder gar vier Tage am Stück mehrere Stunden lang im Sitzen konzentriert Beachvolleyball schauen? Wer diese Frage mit „ja“ beantwortet, für den dürfte der Livestream absolut genügen.
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Titelbild: Justus Stegemann