19. April 2024

News aus der Volleyball-Branche

Marketing

Geht es nur noch über Großveranstaltungen?

Die European Championships 2022 in München haben eins gezeigt: Sport in Deutschland wird konsumiert. Und das nicht nur vor Ort, sondern auch im TV. Ähnliche Konzepte wie die EM 2018 oder „Die Finals“ in Berlin kommen ebenfalls auf beachtliche Übertragungszeiten. Ist das also ein Weg für den Breitensport oder sollte jede Sportart sein eigenes Süppchen kochen?

Wenn man die EM Revue passieren lässt, mit seinen tollen Bildern und Geschichten, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass Großevents der richtige Weg sind (und schon werden Stimmen laut, die Olympischen Spiele wieder in Deutschland auszutragen). Ich war zwar nur am Königsplatz beim Beachvolleyball vor Ort, aber im Stadion habe ich auch die tolle Stimmung beim Klettern nebenan vernehmen können. Die EM hat eine ganze Stadt auf den Königsplatz oder in den Olympiapark gelockt und die Tickets waren meines Wissen schon Wochen vorher ausverkauft. Die Schlange beim Beachvolleyball (als man auch ohne Ticket reindurfte) war riesig. Wäre das auch bei einem Elite16-Turnier in München der Fall? Vermutlich. Zumindest was den Andrang vor Ort betrifft. Was die Übertragungszeiten im ÖRR betrifft, würde hier wohl nichts passieren (s. Elite-16 Turnier in Hamburg oder andere Turniere). Um großzügige TV-Zeiten zu erhalten, scheint ein Großevent also der einzige Weg. Aber das birgt auch Nachteile.

Beachvolleyball-EM vor der Staatlichen Antikensammlung (Foto: privat)

Nachteile von Großevents

Zum einen ist der Aufwand enorm. Und mit Aufwand sind vordergründig die Kosten gemeint. Von 130 Millionen Euro übernimmt die öffentliche Hand 100 Millionen. Trotz Ticketing, Vermarktung und TV-Erlösen war die EM nicht ansatzweise kostendeckend. Zwar fließt hier noch indirektes Einkommen vom Tourismus mit ein, aber ich denke auch dann rechnet sich das nicht. Das Geld ist meiner Meinung nach gut angelegt, auch was die Reputation einer Stadt betrifft. Aber hier sollte zukünftig eher ein Wert von 50/50 angepeilt werden. Auch, um Events in dieser Größenordnung in der breiten Masse besser rechtfertigen zu können. Zudem war es im Vorfeld klar, dass die Stadt stets die Verluste ausgleicht, also liegt der Verdacht nahe, dass keine große Motivation bestand, dass Event jemals kostendeckend auszutragen. 

Ein großer Aufwand macht sich aber auch in der Planung bemerkbar. Viele Stakeholder kommen zusammen, geben ihren Senf dazu, Konzepte müssen wieder neu entwickelt werden usw. Je mehr Sportarten da zusammenkommen, desto schwieriger wird das Unterfangen. Das heißt, es passieren auch Fehler. Außerdem muss mit fehlender Unterstützung seitens der Verbände gerechnet werden. Kann ich zwar nicht nachvollziehen, kommt wohl aber vor (s. DLV).

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Nachhaltigkeit bei Großevents

Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit sollte nicht vernachlässigt werden. In München konnten, 50 Jahre nach den Olympischen Spielen 1972, dieselben Venues genutzt werden. Alles neu hinzugebaute, wie das Beachvolleyball-Stadion am Königsplatz, konnten wieder abgebaut werden. Sollten zukünftig daher neue Venues in anderen Städten neu gebaut werden, sollte immer auch ein Nutzungsplan für danach dahinterstehen. Denn Neubauten bieten auch immer eine Chance für lokale Sportarten, darüber hinaus genutzt zu werden.

Fazit

Solche Großevents sind öffentlichkeitswirksam, keine Frage. Nicht nur was die TV-Zeiten betrifft, sondern auch die Berichterstattung generell. Man sollte daher durchaus darüber nachdenken, dies mit ähnlichen, aber vor allem kostendeckenderen, Konzepten fortzuführen. Zum Beispiel könnte ich es mir auch für den Hallen-Volleyball vorstellen. Da darf man wohl leider nicht an eine Kombination mit Basketball, Handball und Eishockey denken, aber vielleicht Feldhockey, Badminton, Fechten und Judo. Vielleicht hat die Sportstadt Düsseldorf ja Lust?

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